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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
44. Jahresband.1964
Seite: 248
(PDF, 61 MB)
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fahrungen dazu über, derartige Standorte in erster Linie mit der Douglasie zu
bestocken, die selbst auf den ärmsten der dort vorhandenen Böden zwei- bis dreimal
mehr leistet als die Weißtanne. Außerdem ist deren Holz durch die Ver-
kernung wesentlich wertvoller und dauerhafter. Auch Lärchenmischbestände (also
mit Kiefer, Weymouthkiefer, Buche, Roteiche, Linde u. a.) sind dort angebaut
worden.

Doch noch ein Wort zur Douglasie. Diese Baumart wurde erstmals kurz
vor 1880 im Stadtwald — allerdings nur in kleinen Gruppen — vorwiegend in
Schneebruchlöchern in 20- bis 30jährige Tannen- oder Fichtenbestände eingebracht.
Heute sind die Douglasien im Durchschnitt 3 bis 5 m höher als die Durchschnittshöhe
des um 20 bis 30 Jahre älteren Bestandes. Auch ist der Stammdurchmesser
fast doppelt so stark als der der älteren Bäume. Das Saatgut dieser stolzen
Douglasien wurde vermutlich durch einen Baumschulbesitzer namens John Booth
von Klein-Flottbeck aus den USA, den Staaten Oregon und Washington, besorgt.
Auch der Weymouthkiefer (Pinus strobus) und der Hemlockstanne (Tsuga hetero-
phylla) werden wir künftig in diesem Gebiet mehr begegnen. Erstere wurde
ebenfalls um 1880 in größerer Anzahl angebaut; doch heute sind nur noch wenige,
aber stattliche Exemplare dieser eleganten Kiefer im Stadtwald zu sehen.

Noch ein „Exote" soll erwähnt werden. 1876 hat man im Stadtwald den
Mammutbaum angepflanzt. Hundert Pflänzlinge wurden „versuchsweise in
verschiedenen Lagen und auf verschiedenen Böden" ausgesetzt. Drei von diesen
Hundert haben sich allen Unbilden zum Trotz gehalten und sind noch vorhanden.
Die anderen 97 dürften durch ungünstige Bedingungen wie Wildverbiß, Witterung,
Pilzbefall, Wurzel- und Kronenkonkurrenz der einheimischen Holzarten eingegangen
sein. Gerade für den Mammutbaum ist eine gutausgebildete Krone von
großer Wichtigkeit. Wie sehr ihnen das Klima von Baden-Baden zusagt, kann
man an den Wellingtonien erkennen, wie sie auch genannt werden, die in der
Allee, im Park von Mariahalden und hinter der Trinkhalle stehen. 2400, meistens
dreijährige Pflanzen, sind in den letzten zehn Jahren im Merkur- und Leisberg-
gebiet angebaut worden. Kräftig und klobig wachsen sie heran.

Vermutlich um 1880 sind auch noch andere ausländische Holzarten angepflanzt
worden, so z. B. eine Thuya-Art, die Blaufichte und die Bankskiefer.

Man wird nun die Fragen stellen: „Was soll dieser Ausländeranbau
?" „Brauchen wir diese Holzarten?" Unsere einheimischen Baumarten
erfüllen doch in jeder Beziehung ihren Zweck!

Nun, die Erklärung ist folgende: Bedingt durch die erdgeschichtliche Entwicklung
ist der mitteleuropäische Wald verhältnismäßig arm an Holzarten. In der
Eiszeit, als die Gletscher von Skandinavien und den Alpen nach Mitteleuropa
vorstießen, wurde so manche wärmeliebende Holzart für immer von unserem
Kontinent verdrängt, im Gegensatz zu Nordamerika, wo die Eiszeit anders verlief
und der Baumbestand infolgedessen artenreicher blieb.

Seit Ende des 18. Jahrhunderts sind wieder zahlreiche dieser Holzarten durch
Botaniker und durch das Militär (amerikanische Befreiungskriege!) nach Europa

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