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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 10
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diges Bild seiner Zeit der Nachwelt hinterließ? Um diese Frage zu beantworten,
begeben wir uns mitten auf den Lebensweg des hohen Prälaten, der eine ungeahnte
Wendung erfahren sollte, als am 7. November des Jahres 1795 die Totenglocke
des alten Zähringerklosters auf dem Walde zu St. Peter das Ableben des
Abtes Philipp Jakob Steyrer verkündete, der dem Konvent für nahezu 46 Jahre
ein guter, tatkräftiger und baulustiger Vater und Vorsteher war. Davon zeugen
heute noch das Kloster mit seiner einmaligen Bibliothek und die Kirchen von
Sölden und St. Ulrich, um nur das Wichtigste zu erwähnen. Der Schmerz über
den Heimgang des hochwürdigsten Prälaten, dem es gelungen war, die Stellung
des Abtes von St. Peter im vorderösterreichischen Breisgau zu festigen und zu
stärken, wich bald der Sorge um einen würdigen, verantwortungsbewußten Nachfolger
im Amte des Abtes von St. Peter, denn seit vor einigen Jahren im nachbarlichen
Frankreich das Volk auf die Barrikaden stieg und Europa vom Schall
der Worte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit erfüllt war, zogen unruhige,
vom Lärm des Krieges widerhallende Zeiten vor allem in die Lande um den
Rhein. Jeder wußte, daß auch dem Leben und Wirken der Kirche Gefahr drohte,
besonders den Landen, über denen das Zepter Österreichs thronte, da die
Herren in Paris sehr darnach trachteten, die Krone der Donaumonarchie als
ihren Hauptfeind zu stürzen. So war das Gebot der Stunde, dem Kloster
St. Peter in kürzester Zeit durch Wahl einen neuen Abt zu geben, auf daß er die
Geschicke der Stiftung der zähringischen Herzöge in seine weisen Hände nehme.
Unter den zahlreichen stimmberechtigten Kapitularen, die herbeigeeilt waren,
befand sich auch der „Pater Pfleger" Ignaz Speckle, der aus dem württembergischen
Bissingen unter Teck gekommen war. Ursprünglich wurde nämlich das
Kloster St. Peter vom Zähringer Herzog Berthold I, dem Bärtigen, im Jahre 1073
in Weilheim an der Teck gestiftet. Doch Streitigkeiten bewogen den Sohn, Berthold
II, das Klösterlein 1093 auf den „herzynischen Wald", den Schwarzwald,
zu verlegen. Wir dürfen aber auch in dieser Verlegung den guten Rat des
Hirsauer Abtes Wilhelm erblicken, der von seinem Kloster aus die cluniazen-
sischen Reformen in die süddeutschen Monasterien trug, mit dem Ziele, das
Leben und Wirken der Mönche möglichst aus dem Machtbereich der Stifter und
ihrer Nachkommen zu ziehen. Schon einige Jahre zuvor gelang es dem bedeutenden
Abte von Hirsau, das Kloster St. Georgen weitab vom herrschaftlichen
Königsegg in Schwaben, am Scheitel des Schwarzwaldes, zu erbauen und diesem
wie St. Peter Äbte zu geben, die die Hirsauer Schule genossen hatten. Allerdings
blieben dem Kloster in St. Peter auch nach der Verlegung die Stiftungen und der
Besitz um Weilheim, der bis zur Säkularisation vom „Pfleghof", dem heutigen
Gasthaus zum Ochsen in Bissingen, verwaltet wurde. Das evangelische Pfarrhaus
in diesem Ort diente früher der Unterkunft der Mönche aus St. Peter. Selbst der
Pfarrer wurde von St. Peter ernannt und besoldet. Je eine Gedenktafel am
Ochsen und im Pfarrhaus erinnern an die Zugehörigkeit zu St. Peter. Pater
Ignaz versah von 1788 bis 1795 diesen St. Petrischen Besitz und verwandelte
die zerrüttete Wirtschaft zu einer blühenden Einnahmequelle für sein fernes
Kloster. Deshalb gedachte er auch, hier für immer seine irdischen Zelte zu be-

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