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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 24
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Boden wurde die Brücke, deren Benützung noch auf kurze Zeit dem zahlreichen
Publikum gestattet war, mit unglaublicher Schnelligkeit abgetragen. Der Zudrang
der Bevölkerung aus Stadt und Land zu all diesen Anlässen war ein ganz außerordentlicher
, doch offenbar mehr aus Neugierde als aus Sympathie, besonders bei
dem Bauernaufzug, welchen zahlreiche reichgeschmückte Wagen aus dem ganzen
Elsaß, begleitet von vielen Burschen zu Pferde und besetzt mit den hübschesten
Mädchen in der Tracht ihrer Kantone, bildeten, war die große Stille auffällig,
in welcher der lange Zug ohne jegliche Kundgebung vorüberzog, während die
zuschauende Bevölkerung denselben mit steigendem Jubel begrüßte. Man sah
es dem Präfekten an, wie peinlich ihm diese Teilnahmslosigkeit war und wie er
sich alle Mühe gab, durch Winke und durch insgeheim abgeschickte Adjunkte und
Gendarmen der gewünschten Begeisterung nachzuhelfen. Ganz ähnlich war es
auch bei anderen Anlässen, wo der Herzog zu Pferd oder zu Wagen die versammelte
Menge durchzog und nur spärlich Zeichen der Teilnahme erhielt. Es
setzte mich ordentlich in Verlegenheit, neben dem Herzog reitend oder fahrend,
manchen deutschen Zuruf zu hören, der der deutschen Nachbarschaft galt. Auch
bei den Truppen, welche die üble Gewohnheit hatten, unaufgefordert rufen zu
dürfen, hörte man wohl mitunter vive le roi oder vive le prince, aber daneben
auch manchmal vive la France oder vive la nation. Der Präfekt von Straßburg,
Mr. de Serre, war ein sehr gebildeter und liebenswürdiger Herr, der aber nur
wenig Einfluß daselbst hatte.

Der französische Gesandte am badischen Hofe, Baron von Langsdorff, und
sein Legationssekretär Baron de Meneval, waren für die Zeit meiner Anwesenheit
in Straßburg auch dorthin gekommen und schlössen sich bei allen Anlässen mir
persönlich an. Ich hatte sehr viele Beziehungen zu der Straßburger Gesellschaft,
so daß ich auf einem Balle, den der Kommandierende der Territorialdivision gab,
dem Herzog helfen konnte, bekannt zu werden. Das gleiche war bei einem Fest
in dem Stadthause der Fall, wo der Maire, Herr Humann, die Honneurs machte
und viele Grundbesitzer der Umgegend eingeladen waren. Mein ältester Bekannter
war damals schon der Bischof Raeß, der bei allen vom Herzog gegebenen
Diners anwesend war, bei welchem zumeist alle Behörden von Straßburg und die
ersten Beamten der elsässischen Städte sowie auch der Kommandant und die
Zivilbehörden von Kehl eingeladen waren.

Bunt uniformierte Bürgerwehren

In die dreißiger Jahre fallen noch einige Reisen, die meine Eltern im Lande
unternahmen und bei denen wir drei ältesten Geschwister sie begleiten durften.
Eine Reise nach Schloß Heiligenberg zum Besuch der Fürstlich Fürstenbergischen
Familie führte am ersten Tag bis Offenburg, wo wir bei dem Fortunawirt Pfähler
übernachteten, am zweiten bis Triberg, am dritten bis Villingen und am vierten
bis Stockach. An all diesen Orten fand festlicher Empfang statt, wobei die damals
noch bestehenden, sehr bunt uniformierten Bürgergarden paradierten und
in der Regel abends ein Fackelzug mit einem Ständchen der Bürgerwehrmusik

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