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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 61
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Geroldseck gelegen und all meine Eltern und ich dort Kastvogt gewesen, überkam
er (Schädel) mit Gewalt und ist schwärlich da eingefallen, die Kirchen und Münster
mit gewappneter Hand, auch die Altäre bis auf das Sacramentshäuslein aufbrachen
, den wirdigen Abt daselbst in der Kirche gefangen gehalten, Seckel aufgeschnitten
, sein Sigel genommen, und anders, so zu dem Gottshaus und dem Sacra-
ment gehörig, genommen, so wider kirchliche Ordnung gehandelt und dadurch in
bäbstlichen Bann gefallen. Dazu eine Summe meiner reisigen Hengsten aus dem
wirdigen Gottshaus genommen. Item auch 46 Schlösser und Kysten erbrochen.
Item dem Abt ein gross Stück von einem Jaspis gebrochen. Item sunst mein Fleisch
und anders genommen. Item mit Püxen und Armbrosten in der Kirchen geschos-
sren. Item St. Peterskirchen an zweyen Türen aufgebrochen, dazu anderen merklichen
Schaden getan."

Die Spannung zwischen der Pfalz und Geroldseck fand schließlich eine gewaltsame
Lösung. Pfalzgraf Philipp ließ die Burg belagern und eroberte sie, nachdem
er sie sechs Wochen lang hatte beschießen lassen. Unter den Verteidigern befanden
sich auch Männer „Ettenheimmünster zugehörig". Zusammen mit den andern
wanderten sie in die pfälzische Gefangenschaft, aus der sie erst drei Jahre später
wieder loskamen, nachdem sie zuvor eine Loyalitätserklärung anerkannt hatten,
die sie verpflichtete, in Zukunft nichts gegen die pfälzischen Interessen zu unternehmen
. Das Geroldsecker Burgarchiv war damals unbeschädigt in die Hände
der Eroberer gefallen. So konnte das Kloster rasch in die pfälzische Verwaltung
eingeordnet werden. Die Kastenvogtei war somit an den Pfalzgrafen Philipp
übergegangen.

Dies dauerte bis 1504. Dann brach die sogenannte Bayrische Fehde aus, ein
Erbschaftsstreit zwischen den Wittelsbachern und den Habsburgern. Dabei verlor
die Pfalz einen großen Teil ihrer bisherigen Besitzungen, darunter auch die
Ortenauer Pfandschaft und die Feste Geroldseck. Habsburg trat in die Nachfolge
des Pfälzers ein und übernahm auch die Kastenvogteirechte. Die beiden Klöster
Ettenheimmünster und Schuttern begrüßten diesen Wechsel. Man fühlte sich geborgen
in dem Schutz des größeren Herrn, dem man überlieferte Sympathie entgegenbrachte
. Es sollte aber bald zu einer unangenehmen Überraschung kommen.
Die Geroldsecker brachten es nämlich dahin, daß der Kaiser ihnen die Burg mit
ihren alten Rechten wieder einräumte (1511), freilich unter dem Titel der Lehensabhängigkeit
von Österreich. Die Klöster lehnten die neu eingesetzten alten
Herren ab, nach den üblen Erfahrungen, die sie mit ihnen gemacht hatten, aber
schließlich mußten sie sich dem kaiserlichen Befehl fügen. Die Geroldsecker aber
scheinen ihnen ihre geringe Anhänglichkeit an das eigene Haus übel vermerkt zu
haben. Sie drängten auf Nachlieferung rückständiger Zehnten, und als es damit
nicht voranging, suchten sie sich das Geforderte mit Gewalt anzueignen. Darüber
wäre es beinahe zu kriegerischen Verwicklungen gekommen, und nur der Vermittlung
Diebolds III. von Geroldseck, des Administrators von Kloster Einsiedeln
, war es zu verdanken, daß die Sache schließlich verglichen wurde.

Wir nähern uns mit diesen Ereignissen dem Jahr des Bauernkrieges (1525). Bei

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