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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 84
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0086
Das Kloster Unserer Lieben Frau und dessen
Lehr- und Erziehungsinstitut in Offenburg

von Otto Kähni

Hinter der nördlichen Stadtmauer der ehemaligen Reichsstadt, im Winkel
zwischen der Ree-Anlage und der Langestraße, erhebt sich der Gebäudekomplex
des Klosters Unserer Lieben Frau mit seinem Lehrinstitut, seit 1948 Mädchengymnasium
. Die Lehrfrauen gehören dem Orden der Regulierten Chorfrauen
des hl. Augustinus an. Dessen Gründer war St. Petrus Forerius. Am 30. November
1565 in Mirecourt in Lothringen als Sohn angesehener Eltern geboren, studierte
er an der Universität Pont-ä-Mousson Philosophie und Theologie, trat mit
23 Jahren bei den Augustiner-Chorherren in Chaumousay ein und wurde 1589
in Trier zum Priester geweiht. Von drei angebotenen Pfarreien wählte er Matteincourt
, die ärmste und schwierigste, deren Bevölkerung religiös und sittlich
verwahrlost war. Getreu seinem Wahlspruch „Omnibus prodesse, nemini obesse"
(„Allen nützen, niemandem schaden"), half er den Armen durch Gründung einer
Spar- und Darlehenskasse und eines Schiedsgerichts und der Jugend durch Errichtung
einer Volksschule. Seine besondere Sorge galt der Erziehung und Bildung
der weiblichen Jugend. Deshalb rief er zusammen mit Alix le Clerc den Orden
der Regulierten Chorfrauen des hl. Augustinus aus der Congregatio Beatae
Mariae Virginis ins Leben. Tochterklöster entstanden z. B. in Paderborn, Essen
und Breisach, die bedeutende Erziehungsanstalten ins Leben riefen. Die in Essen
und Paderborn bestehen heute noch. Ferner reformierte Petrus Forerius seinen
eigenen Orden, dessen General er wurde. Seine letzten Lebensjahre fielen in den
furchtbaren Dreißigjährigen Krieg. Gegen Frankreich setzte er sich mit ganzer
Kraft für die Unabhängigkeit Lothringens ein, mußte jedoch vor den Truppen
Richelieus fliehen und beschloß sein Leben am 9. Dezember 1640 als Verbannter
in Gray in Burgund. Statuen im Innern des Klosterbaus und an der östlichen
Fassade des Schulhauses halten die Erinnerung an den Ordensstifter wach.

Das Kloster Unserer Lieben Frau mit seinem Institut ist erst seit 1823 in Offenburg
. Seine Gründung erfolgte 1783 in Ottersweier. Der ältere Bau beherbergte
bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts ein Franziskanerkloster. 1280 gegründet
, war es im Schreckensjahr 1689 von den französischen Truppen zerstört
und dann wieder aufgebaut worden. Der Torbogen trägt die Jahreszahl 1703.
Mit dem 1640/47 an der südlichen Stadtmauer erbauten Kapuzinerkloster war es
1803 säkularisiert worden. Die Offenburger Bürger waren über die Aufhebung

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