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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 88
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tenau gehörte, so liegt der Grund dafür in den oben geschilderten Spannungen
zwischen Maria Viktoria und dem regierenden Haus Baden-Durlach. Mit der
katholischen Ottenau mußte sich die Markgräfin eng verbunden fühlen; denn die
Markgrafen von Baden-Baden waren von 1701 bis zu ihrem Aussterben 1771 im
Lehensbesitz der Landvogtei gewesen. Mit ihrem Lehensherrn, dem habsburgischen
Kaiserhaus, verbanden sie freundschaftliche Beziehungen. Die Kaiserin Maria
Theresia kam Maria Viktorias Bestrebungen sehr entgegen und überließ ihr für
das zu gründende Institut die ehemalige „Jesuitenresidenz samt Gemüse- und
Grasgarten" in Ottersweier gegen Bezahlung von 2000 Gulden. Und es überrascht
, daß Maria Theresias Sohn, Kaiser Joseph IL, der in seinen Ländern zahlreiche
Klöster aufhob, die Errichtung dieser Klosterschule begünstigte. Das geht
aus zwei Briefen hervor, die er an die Markgräfin richtete. Am 6. September 1782
versprach er ihr, sich von der vorderösterreichischen Regierung in Freiburg über
die zu treffenden Vorbereitungen unterrichten zu lassen. Und am 15. November
1784, also eineinhalb Jahre nach der Eröffnung des Instituts, schrieb er: „Je serai
charme, Madame la Margrave, de pouvoir vous prouver par lä le plaisir, que
j'ai de vous obliger et de soutenir un Etablissement que vous avez arrange pour
l'utilite publique et pour l'Education de la Jeunesse. Je vous prie de me croire
avec toute la consideration." Auch der Landvogt Paul von Axter, der damals
als der höchste Beamte an der Spitze der Landvogtei Ortenau stand, unterstützte
die Bemühungen der Markgräfin. Sie erwies ihm auch ihre Dankbarkeit. In einem
Brief an seine Schwester, die Lehrfrau im Breisacher Kloster war, gab er seiner
großen Freude über das Geschenk Ausdruck, das er von der Fürstin erhalten
hatte: „eine kostbare goldene Tabatiere mit noch kostbarerem Tabak und zwei
brillantene Ringe". Daß seine Schwester die erste Vorsteherin des Ottersweierer
Instituts wurde, darf ebenfalls als Belohnung für seine treuen Dienste angesehen
werden.

Die Stiftungsurkunde trägt das Datum des 25. März 1783. Die einleitenden
Worte lauten: „Bei unserem öfteren Aufenthalt in der Ottenau haben wir wahrgenommen
, daß es an einer hinreichenden öffentlichen Anstalt mangle, wodurch
die Innwohner dieser Gegend Gelegenheit findeten, ihren Töchtern, sowohl in
Absicht des thätigen Christenthums als derer dem weiblichen Geschlecht und denen
tüchtigen Hausmüttern, besonders bürgerlichen Standes nützlichen Kenntnissen
eine bessere und gründlichere Erziehung beibringen zu lassen."

Die einzelnen Bestimmungen sind folgende: „Fünf taugliche Lehrfrauen aus
dem Orden der Congregation de Notre Dame im Kloster Alt-Breisach sollen nach
Ottersweier geschickt werden. Zwei sollen das Lehramt in der äußeren weiblichen
Trivialschule (Volksschule) übernehmen, die dritte soll die Jugend im Nähen
und Stricken unterweisen, die zwei weiteren mögen sich den Mädchen widmen,
die sich zur weiteren Ausbildung als ,Pensionaires' in das Erziehungshaus begeben
. Diese Internatsschülerinnen sollen nicht jünger als 10 und nicht älter als
16 Jahre sein. Die Unterweisung der Mädchen soll sich hauptsächlich auf drei
Punkte erstrecken: Sie sollen in den christlichen Pflichten unterwiesen werden;
eine ,herzliche Neigung, solche auszuführen, soll ihnen beigebracht werden'. Sie

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