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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 99
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den 78jährigen Bruder in das St.-Andreas-Hospital aufzunehmen und unentgeltlich
zu verpflegen. Geldleistungen lehnte sie ab. Der jüngere Bruder sollte in das
Oberkircher Kloster überwiesen und die Knechte entlassen werden. Die Verhandlungen
zwischen Ministerium, Kreisdirektorium und Stadt zogen sich lange hin.
Am 9. Juni 1820 verfügte das Ministerium des Innern: Die Mönche sollen eine
jährliche Unterstützung erhalten. Die Knechte sollen durch Dienstleistungen ihren
Unterhalt verdienen. Und es fügte hinzu: Wenn die Kapuziner nicht zufrieden
sind, sollen sie nach Oberkirch geschickt werden. Die Mittel für die Umkleidung
und Übersiedlung sollten aus dem Erlös der Klostergerätschaften und Vorräte
gewonnen werden.

Die Mönche zeigten sich zunächst dankbar. Der Guardian äußerte, es falle ihm
schwer, Offenburg, wo er so viele Guttaten genossen habe, zu verlassen. Er unterwerfe
sich jedoch seinem Schicksal, wenn man ihn und die Seinigen auf ihre Lebensdauer
in das Hospital aufzunehmen die Gnade haben wolle. Später aber beschwerte
er sich wegen der zu geringen Abfindung. Und die Hospitalschaffnei
ließ deutlich merken, daß „die 3 Kapuzinerindividuen dem Spital sehr zur Last"
seien. Am 6. Februar 1821 wurden sie in das Oberkircher Kapuzinerkloster versetzt
. Der Guardian leistete, von einigen Bürgern unterstützt, Widerstand. Das
Kinzigkreisdirektorium gab seiner Empörung über diese Widersetzlichkeit Ausdruck
und verlangte entschieden die baldige Entfernung der Mönche aus Offenburg
.

Am 14. August hatte der Oberamtsrevisor dem Kreisdirektorium die Räumung
des Klostergebäudes melden können. Ein Polizeidiener hatte mit seiner Familie
darin Wohnung genommen. Am 18. September 1820 war mit dem Umbau begonnen
worden. Am 26. November 1821 war das Gebäude bezugsfertig. Und im
April 1822 zog das Gymnasium in den Klosterbau ein.

Auch die Veräußerung des Institutsgebäudes in Ottersweier bereitete der Stadt
einige Sorgen. Statt der zu zahlenden 6000 Gulden bat die Gemeinde Öttersweier
um Überlassung des Gebäudes. Der Offenburger Stadtrat beschloß, es für 12 000
Gulden zu verkaufen. Gemeinderat und Pfarrer in Ottersweier boten aber nur
die Hälfte. Pfarrer Vogler hielt sogar den Betrag von 3600 Gulden für angemessen
. Eine Verhandlung, die in Offenburg in Gegenwart des Gemeinderats und
des Bürgerausschusses mit dem Pfarrer und zwei Ottersweierer Gerichtsleuten
geführt wurde, verlief ohne Ergebnis. Darauf entschloß sich der Stadtrat, das
Gebäude zu versteigern. Als sich kein Interessent fand, hoffte er, das Anwesen
mittels einer Lotterie an den Mann zu bringen, und glaubte, daß der Staat es
erwerben würde. Schließlich gab er sich am 22. August 1825 mit der Verkaufssumme
von 4500 Gulden zufrieden.

Der Empfang und die ersten Jahre in Offenburg

Der Umzug der 20 Lehrfrauen, 40 Schülerinnen, 6 Mägde mit ihrem Seelsorger
begann am 20. Mai und dauerte 26 Tage. Die Bevölkerung von Ottersweier
sah den Konvent nur ungern scheiden, nicht nur, weil die weibliche Jugend



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