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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 112
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ersehnte Einigung. Die Stadt verzichtete auf die Beitragsleistung des Klosters.
Letzteres erkannte das Eigentumsrecht der Stadt am Komödienhaus an und
erreichte, daß ihm die Stadt bei einer Veräußerung dieses Gebäudes das Vorkaufsrecht
einräumte. Damit war unter die jahrelangen Auseinandersetzungen
zwischen Stadt und Kloster der Schlußstrich gezogen.

Der nationalsozialistische Staat, der die Auflösung aller von Ordensleuten
geleiteten Lehranstalten forderte, bedeutete für das Institut eine ernste Gefahr.
Ein Erlaß vom 9. September 1937 verbot den Beamten, ihre Kinder in Privatschulen
zu schicken. Kurze Zeit später folgte dasselbe Verbot für die Angestellten
des öffentlichen Dienstes. Nach einer ministeriellen Verfügung wurden zu Ostern
1939 die Höhere Handelsschule, die Fortbildungsschule sowie die Grundschule
geschlossen. Der Erlaß des Reichserziehungsministers vom 20. November 1939
hob das Offenburger Lehr- und Erziehungsinstitut zu Ostern 1940 auf. Was
Offenburger Bürger schon in den 70er Jahren befürchtet hatten, trat nun ein.
Die Lehrfrauen waren gezwungen, die Stadt Offenburg, in der sie 117 Jahre
segensreich gewirkt hatten, zu verlassen. In Recife in Brasilien, wo die Ordensgemeinschaft
eine Niederlassung und eine Schule besitzt, fanden sie ein neues
Arbeitsfeld.

Das Externatsgebäude wurde beschlagnahmt. Vom l.Juni 1939 bis 7. Juli 1942
war es an die Heeresstandortverwaltung vermietet. Dann diente es bis Dezember
1944 als Reservelazarett. Am 30. Dezember 1944 schlug eine Bombe in das Konventsgebäude
ein, explodierte jedoch nicht. In den letzten Kriegsmonaten litt
das Kloster unter Artilleriebeschuß. Offenburgs Besetzung am 15. April 1945
brachte die vorübergehende Einquartierung marokkanischer Soldaten im Schulgebäude
, die verheerende Folgen hatte. Dann war es bis September 1954 Sitz
des französischen Postamts.

Inzwischen hatte für das Institut eine neue, kraftvolle Entwicklung begonnen.
Die Lehrfrauen waren nach der Katastrophe von 1945 in ihr Offenburger Kloster
zurückgekehrt. Das weibliche Lehr- und Erziehungsinstitut Unserer Lieben Frau
erstand wieder in der Form eines staatlich anerkannten Mädchengymnasiums
des mathematisch-naturwissenschaftlichen Typs und wurde zur Vollanstalt ausgebaut
. Im Jahre 1951 wurde die erste Reifeprüfung abgenommen. Um den
Wiederaufbau der „Klosterschule", wie dieses Mädchengymnasium von der Stadtbevölkerung
genannt wird, hat sich Professor Geistl. Rat Gustav Kempf große
Verdienste erworben. Unter seiner Leitung stand die Schule bis 1958. Das Gymnasium
zählt heute 542 Schülerinnen.

1957 war dem Kloster eine weitere verantwortungsvolle, aber auch dankbare
Aufgabe erwachsen. In einjährigen Kursen werden spätausgesiedelte Mädchen,
die in ihren östlichen Geburtsländern schon das Gymasium besucht haben, in der
deutschen Sprache ausgebildet und unterziehen sich einer Prüfung vor dem
Kreisschulamt. Die meisten werden so weit gefördert, daß sie den Anschluß an
das deutsche Gymnasium bekommen oder an Anerkennungslehrgängen zur Bestätigung
der bereits abgelegten Reifeprüfung teilnehmen können. Auf diese
Weise wird mancher Schülerin das Universitätsstudium ermöglicht.

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