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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 118
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Auch dieses „Klösterle", wie der Liebfrauenhof gern genannt wird, wurde
durch die Maßnahmen der nationalsozialistischen Machthaber in Mitleidenschaft
gezogen. Im September 1939 wurde es beschlagnahmt. 80 Männer des Reichs
arbeitsdienstes, die hier für einige Monate einquartiert waren, verursachten beträchtlichen
Sachschaden. Im April 1942 konnten 20 Internatsschülerinnen, die
aus den luftgefährdeten Gebieten gekommen waren und den Unterricht des Oken-
Gymnasiums besuchten, im Liebfrauenhof Unterkunft finden. Und als wegen des
Bombenkrieges und des Näherrückens der Westfront auch das Internat im Oktober
1944 geschlossen werden mußte, flüchteten die Schwestern aus der Stadt
nach Fessenbach. Aber am 16. April 1945 riß ein Artilleriegeschoß die Westfassade
des Hauses auf. Nach dem Krieg diente das Klösterle einige Zeit der
Caritas als Kindererholungsheim. Seit Jahren können die Schwestern, die dem
Anwesen die sorgsamste Pflege angedeihen lassen, hier ihre Ferien verbringen und
die Internatszöglinge ihr freies Wochenende. Einkehrtage und Exerzitien werden
abgehalten. Die Terrasse und die Sommerhalle bieten Gelegenheit zu frohem
Spiel. Seit Ostern 1963 weilt hier Benediktinerpater Chrysostomus Dahm, der
die Insassen als Seelsorger betreut und an seinen Bildbänden „Ostkirche" und
„Berg Athos" arbeitete.

In der Nähe des Liebfrauenhofs auf dem sogenannten Buckel bewirtschaften
die Schwestern 30 ar Reben, auf denen ein ausgezeichneter Ruländer wächst. Als
Besitzer dieses Grundstücks ist das Kloster Mitglied der Fessenbacher Winzergenossenschaft
.

Die Klosterkirche

Nach dem Vertrag von 1820 war der Besitz der Kirche geteilt. Der Chor gehörte
dem Kloster, das Langhaus war Eigentum der Stadt. Das war auf die
Dauer kein befriedigender Zustand. Glücklicherweise erlitt das Gotteshaus nicht
das Schicksal anderer Klosterkirchen, die nach der Säkularisierung abgebrochen
wurden. Die Stadt sah in dem Eigentumsrecht am Langhaus eine Belastung. Schon
am 18. März 1825 erklärte sich der Gemeinderat bereit, die Kirche dem Kloster
zu überlassen. Aber es sollte dafür einem Offenburger Mädchen einen Freiplatz
im Institut gewähren. Die Superiorin M. Roßwog lehnte diese Bedingung ab rmt
dem Hinweis auf den unentgeltlichen Unterricht der Lehrfrauen an der städtischen
Mädchenschule. Außerdem genehmigte das Ministerium die Abtretung nicht.
70 Jahre lang blieb es noch bei diesem Besitzstand.

Im Jahre 1895 bat das Kloster die Stadt um Überlassung der Kirche. Dazu
wurde es veranlaßt durch den schlechten baulichen Zustand. Es war willens, die
Unterhaltungspflicht zu übernehmen. Auch die Orgel, ein Werk der Straßburger
Orgelbauerfamilie Silbermann, war unbrauchbar, der Chorraum zu eng geworden
. Der untere Chor bot nicht mehr genügend Platz für die Mädchen des Pensionats
. Die Verhandlungen zerschlugen sich, weil die Stadt 5000 Gulden for-

Hochaltar der Klosterkirche Unserer Lieben Frau in OfTenburj;. Aujn.: Photo-Stober, Ojfenburg —

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