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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 130
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außer seinem unvergessenen Pflegevater Dornblüth großen Einfluß auf die weitere
Entwicklung des jungen Stadtschreibers ausgeübt.

Sicher erkennbar scheint er mehr dem ersteren nachgeeifert und ihn sogar überrundet
zu haben, dem zweiten vielleicht insofern, als er die Benediktiner, die sich
in der weltlichen Landverwaltung bewähren sollten und durch die er aus einem
Landstreicher in die oberste soziale Schicht eines Reichsstadtgebietes wie selbstverständlich
hinaufgeglitten war, nicht so schätzte wie etwa die Kartäuser, die als
reiner Gegenpol zur Betriebsamkeit der Kinder dieser Welt ihm folgerichtiger
erschienen, ohne daß er aber deren rein betrachtendes Leben nachahmen wollte.
Aber hauptsächlich hat er dem hohen Kirchenmann seine überredungskräftige
Freundlichkeit und die lächelnde Verbindlichkeit seines Wesens abgeguckt, die
später soviel zu seinen Erfolgen beitrugen. Zunächst freilich trieb es ihn in die
lockenden Arme des gierigen Erfolgstrebens in seinem Verwaltungsbereich.

Unser Johann wurde also Zeller und wollte der Stadt zu rascherem Aufblühen
aus dem Verfall des großen Krieges verhelfen, ohne die selbstbewußten und mundfertigen
Zeller zu sehr zu belasten. Dadurch geriet er gleich in häßlichen Gegensatz
zu seinen Begünstigern, den Gengenbacher Benediktinern. Die alten Rechte der
Abtei standen ihm im Wege. Er setzte sich hemmungslos darüber hinweg. Unermüdlich
zwackte er Stück um Stück von den alten Klosterrechten im Zeller Gebiet
ab.

Es sei fast nicht zu glauben, meinte Pater Augustinus Dornblüth, der Sohn jenes
Pflegevaters und Chronist des Klosters, was für Unheil und Schädigungen der
Meyershofen den Mönchen und der Abtei zugefügt hat. Da waren zum Beispiel
die Pfarrer in Zell (die Pfarrei war eine Klosterpfarrei und wurde mit Gengenbacher
Mönchen besetzt), die er grausam und ohne jeden Rechtsgrund bedrängte.
Er brachte es so weit, daß die Pfarrer ihn sogar um Erlaubnis bitten mußten, wenn
sie in den der Abtei gehörenden Wäldern ihr Holz schlagen wollten. Sein Ziel
war es, die Mönche in allen ihren Bereichen und Anliegen in stärkere Abhängigkeit
vom Zeller Magistrat zu bringen. Den Pfarrvikar von Nordrach, Pater Dominikus
, verurteilte er zu einer Geldabgabe unter dem Vorgeben, er hätte Wein
verkauft ohne Genehmigung. Zweimal versuchte er mit allen Kräften sogar, die
Mönche in den Pfarreien des Zeller Gebietes durch Weltgeistliche zu ersetzen, die
nicht so wie die Mönche den Grundherrn vorstellten und leichter unter die Botmäßigkeit
und die Steuerhoheit des Rates hätten gebracht werden können.

Weiter erpreßte er 1684 und 1688 durch besonders nachteilige Abkommen von
den furchtsamen und unerfahrenen Äbten und Mönchen manches vorteilhafte Stück
der Klosterrechte. Am verderblichsten wurde er für die abteiliche Grundherrschafh
mit den Curienhöfen in Zell, Entersbach, Stöcken, Bruch und Biberach, die zum
Zeller Reichsstadtgebiet zählten und als Verwaltungsmittelpunkte von den Rodungszeiten
her durch kaiserliche Rechte von jedem Dienst und von jeder Besteuerung
frei sein sollten. Das war ihm und den Zellern wie ein arger Dorn im
Auge. Meyershofen setzte ihnen so lange zu, bis an ihnen eine dauernde Geldumlage
hängenblieb. Immer weiter sproßte seine Bedenkenlosigkeit, gesteift durch

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