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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 134
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nahmen, was sich hernach wieder in städtische Vorteile, aber auch für ihn selbst in
guldenreiche Früchte umsetzen ließ.

Zunächst ließ er sich zum Getreidekommissar für das Kinzigtal bestellen. Als
Großaufkäufer übernahm er alles verkäufliche Wachstumsgut der Landschaft und
schaltete mit seinen bestechenden Angeboten alle Mitbewerber aus, was die Bodeneigentümer
natürlich sehr angenehm empfanden. Mit immer noch freundlichem
Gewinn versorgte er dann damit die Truppen in der Nachbarschaft.

Immer häufiger verschwand er. Niemand wußte genau wohin. Er stieß nämlich
so gemach in die größeren Kornkammern der ergiebigeren Nachbargebiete vor, auf
die Baar, vor allem jedoch nach dem früchteschweren Schwaben.

Hier lachte ihn das Glück erst so richtig an. Es glückte ihm, Teilkommissar des
weitreichenden schwäbischen Versorgungskommissariats zu werden. In Oberschwaben
(bei Biberach an der Riß) lag lange Zeit auch das Reichsheer, wo man
Meyershofens Leistungsfähigkeit als Lieferant und die aalglatte Beweglichkeit in
seinen Bedingungen bald zu schätzen wußte und ihn zum Obristkommissar der
Versorgung des Schwäbischen Kreises bestellte. Sein Vermögen begann ins Ungemessene
zu wachsen, wodurch er auch der Reichsstadt Zell wiederholt mit namhaften
Anleihen zu Hilfe kommen konnte.

Jetzt landete er nach dem Vorbild anderer vom Glück ebenso Begünstigter
seinen größten Streich.

Seinen wirklichen Verdiensten und seinen fleißig gepflegten weitreichenden Verbindungen
gelang es, daß er am 14. April 1695 vom Kaiser Leopold I. in den
Brief-Adel „für sich und seine ehelichen Leibeserben, Manns- und Weibspersonen,
in des hl. Römischen Reichs uhralten Ritterstand gnädigst erhoben wurde und
zwar, als ob er von vier Ahnen väterlichen und mütterlichen Geschlechts herkäme
und geboren wäre". Gleichzeitig erfolgte seine Ernennung zum kaiserlichen Rat.
Wieviel tausend Gulden er dem Kaiser an dessen Verbindlichkeiten nachlassen
mußte, wissen wir nicht, ebensowenig, was für eine Kanzleitaxe ihn das Adelsdiplom
selbst gekostet hat. Es wird nicht wenig gewesen sein, woraus man leicht
auf sein Riesenvermögen, freilich mit verlustreichen Zahlungsausständen, schließen
kann. Er hat diesen Aderlaß ohne merkbare Änderung seiner Vermögensverhältnisse
überstanden. Zudem hielt der vielschichtige Zustrom der Gulden bei ihm
unvermindert auch weiterhin an.

Mit der Adelsverleihung war die Bestimmung verbunden, sich von einem adeligen
Rißgut einen Namen zuzulegen. Adelige Rißgüter waren vollgültige Grundherrschaften
mit mindestens der niederen Gerichtsbarkeit, die im Verzeichnis der Ritterkantone
eingetragen waren und das Reichsrecht der privilegierten Reichsritter
genossen mit mehr oder weniger großen restlichen Abhängigkeiten von anderen
Reichsständen.

Als ein solches erstrebte von Meyershofen aufs heftigste die Grundherrschaft
Grebern vor den Toren von Zell, auch Gröbern geschrieben, was heute die amtliche
Form ist. Sie lag so schön zwischen Zell und Entersbach, wo Meyershofen, wie wir
schon erfuhren, in vorausschauender Planung sich seinen günstig liegenden und

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