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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 164
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1648 stand dieser Punkt wieder zur Debatte. Jetzt, da Jakob Hochmuth die
Kirchensäge neu erbaut hatte, mußte er um die Wasserrechte kämpfen. Er hatte
unterhalb der Einmündung der Schiltach in die Kinzig auf eigene Kosten einen
Teich bauen lassen, der heute noch im Volksmund „'s Homutsdeich" genannt
wird. Daneben entstand aber auch eine „Schleiff- vnd Lawmühle" (Lohmühle),
die der Säge bei Niederwasser die Wasserkraft wegnahm. Das Gericht entschied:
Da die Säge für die Allgemeinheit nötiger sei, habe der Gerber „sein Law (Gerberlohe
) bey Nacht zue stampfen".

In Schiltach war die Erinnerung an die beiden großen Stadtbrände (1533, 1590)
noch recht lebendig. Deshalb wurde die Unsitte, des Nachts mit brennenden
Fackeln oder Kienspänen durch die engen Straßen zu gehen, scharf angeprangert.
Jeder damit Angetroffene sollte mit einem kleinen Frevel bestraft werden. Auch
das Waschen in den Wohnküchen wurde der damit verbundenen Feuersgefahr
wegen untersagt.

„Daß Tubackh drinckhen bei den Junge Burst werde Im Stättlin wider gar
gemein", lautete (1648) eine Anzeige. Diese Unsitte hatten die Soldaten mitgebracht
, und dagegen konnte man nicht einschreiten. Aber der eigenen Jugend
machte man die Vorschrift, „Im Stättlin keinen Tubackh, sondern an den Orten,
da es der Feuersnot halb kein Gefahr, zue trinckhen".

Die Kirche

Einen ganzen Korb voll Beschwerden und Klagen brachte der Pfarrherr vor
das Jahrgericht. Bei einem Einfall der kaiserlichen Truppen im Jahre 1638 war
er nach Straßburg geflohen. Zurückgekehrt, fand er seine Wohnung ausgeplündert
, und die Bevölkerung erzeigte sich ihm gegenüber recht unbotmäßig. Nach
dem Lagerbuch von 1517 stand der Große und Kleine Zehnte „ainig und allein"
der Pfarrei zu. Aber seit dem Jahre 1635 hatte der Pfarrer fast keine Zehnteinkünfte
mehr aufzeichnen können, er stand fast mittellos da.

Als 1636 bei dem Gallasschen Durchmarsch das ganze Städtchen voller Truppen
lag, hatte die Bevölkerung sehr zu leiden gehabt, auch der Pfarrherr. Von der
Bauernschaft, die damals ungeschoren davonkam, wurden zur Deckung der Schäden
Wochengelder eingezogen und verteilt, doch der Pfarrer erhielt davon nichts.

Die St.-Johannis-Pflegschaft war eine kirchliche Stiftung. Ihr flössen Gelder aus
Spenden und Sammlungen zu und aus diesem Fond sollten die Kirche und das
Pfarrhaus unterhalten werden. Doch war die Kasse seit Jahren leer und der
Heiligenpfleger Hans Raister war amtsmüde geworden.

Der Pfarrer beklagte, daß die Wochenpredigten so schlecht besucht werden.
Man schicke die Kinder anstatt zur Kirche des Sommers in den Wald zum Beerenlesen
und des Winters zum Holzsammeln. Auch kämen manche Frauen schlecht
und unanständig bekleidet in die Kirche, so daß es nötig wäre, um Unsitten
vorzubeugen, Kirchenzensoren aufzustellen. Auch sollte man den Wirten verbieten
, während des sonntäglichen Gottesdienstes in ihren Wirtschaften Getränke
auszuschenken, wodurch insbesondere jüngere Männer vom Besuch der Kirche
abgehalten werden.

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