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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 182
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0184
hatte bereits 1754 Superintendent Mizenius einen Vergleich abgeschlossen. In Ermangelung
einer Ratsstube versammelte sich die Bürgerschaft im Wirtshaus zum
„Sahnen"; das Bürgerglöckel ward an einem Gerüst mitten im Dorfe aufgehängt6).

Durch Unterabteilung des Fünfheimburger Waldanteils unter die anteilberechtigten
Gemeinden des Oberheimburgtums Lichtenau 1801 erhielt Grauels-
baum etwa 40 Morgen; sein Anteil liegt aber abseits der Gemarkung oberhalb
Scherzheim.

Einen schweren Verlust erlitten die Rheingemeinden durch Festlegung des Talweges
als Landesgrenze im Frieden von Luneville 1801, wodurch
Frankreich alle auf dem linken Ufer gelegenen Almendgüter in Besitz nahm. Der
Verlust Graueisbaums an Rheininseln wurde auf 95 Morgen im Anschlag von
4052 fl. 36 xr. geschätzt. Als teilweise Entschädigung erhielt die Gemeinde vom
Staat 13 Morgen Wald im Aubiegel und 14 Morgen Wiesen im Kastenwört bei
Neuburgweier unterhalb Rastatt. Da bei solcher Entlegenheit die Bürger kaum
Nutzen daraus ziehen konnten, wurden tauschweise 1809 nahe liegende Herrschaftsgüter
auf Gemarkung Lichtenau überlassen:

13 Morgen Waldboden in den Hobelsäckern,

6 Morgen Ackerfeld in den Sandmatten,
10 Morgen Wiesen auf der Nachtweide und

3K Morgen Ackerfeld im Galgenfeld.

Allein Graueisbaum fühlte sich in diesem Güteraustausch benachteiligt und strengte
1834 einen Prozeß gegen den Domänenfiskus an, der zu einem Aufgeld von
7786 fl. 36xr. verurteilt wurde. Diese Summe wurde der Gemeinde 1840 ausbezahlt
und kam bei dem Schul- und Rathausbau 1845 sehr zu statten (Kosten 4484 fl.
3 xr.). Infolge des Pariser Friedens 1814 und der damit verbundenen neuen Berichtigung
der Landesgrenzen fielen die Rheininseln wieder ihren alten Eigentümern
zu. Das Finanzministerium ließ den Gemeinden die Freiheit, entweder die Naturalentschädigung
oder deren Geldanschlag zurückzuerstatten. Nach langen Unterhandlungen
behielten sie die Tauschgüter und entrichteten der Rheingüterentschädi-
gungskasse für Güter und deren Nutzung den errechneten Betrag zum Ausgleich.

Wenn es in einer Grauelsbaumer Bittschrift 1687 heißt, daß mancher Bürger
von Scherzheim in einem Jahr mehr Erträgnis habe „als wir arme Burger am Fahr,
die mit Lebensgefahr Tag und Nacht auf dem Rhein ihr Stücklein Brot suchen
müssen", so beleuchtet dies zur Genüge ihr mühseliges Dasein und ihre Armut. Das
19. Jahrhundert hat hierin eine Wandlung zum Besseren gebracht. Durch Bau des
großen Dammes 1824 (verstärkt 1885) und die Rheinkorrektion durch Tulla ist
das Dorf nun einigermaßen vor den Hochwassern geschützt, und die Einführung
der Korbwarenindustrie mit staatlicher Unterstützung 1867 schuf seinen Bewohnern
einen geregelten Verdienst7). Leider hat sich dieses Gewerbe als eine Mode-

6) Dieses Glöckel reizte Lichtenauer Burschen zu allerhand losen Streichen, wovon noch in meiner Jugend
erzählt wurde.

7) Graueisbaum verdankt die Einführung der Korbwarenindustrie der Fürsorge des Oberamtmanns Frech
in Kork. Im Dezember 1867 wurde Lehrmeister Minet von Illingen bei Rastatt berufen und begann mit
acht Lehrjungen im Wachlokal graue Körbe zu flechten. Die Weiden stellte anfänglich die Gemeinde un-

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