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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 201
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„divinum servicium in ecclesia Swarzahe, Spirensis ecclesiae filia, ubi olim
gloriosa abbacia constructa fuerat, penitus destructum" („der Gottesdienst in der
Kirche zu Schwarzach, einer Filiale der Kirche von Speyer, wo einst die glorreiche
Abtei war errichtet gewesen, liegt völlig darnieder").

Dies geschah unter Abt Lenfridus, der bis 1133 regierte. Kaiser Heinrich IV.
erbarmte sich des Klosters Schwarzach und bewog den Bischof Johann von Speyer,
dem Kloster die vermögensrechtliche Einverleibung und die Lehensdienste nachzulassen
. Bischof Johann tat dies auch, und Kaiser Heinrich IV. befreite die Abtei
außerdem von den Reichsdiensten.

So konnte das Kloster Schwarzach aufatmen; aber eine völlige Besserung trat
damit noch nicht ein; hatte doch die Zeit des Verfalls gar zu lange gedauert, und
obendrein gingen die kirchlich-politischen Wirren weiter. 1106 starb nämlich
Kaiser Heinrich IV. im Kirchenbann. In Mainz stritt man sich, ob man sich bei
der Wahl eines neuen Kaisers für Lothar oder die Staufer entscheiden solle. In
Straßburg wurde Bischof Bruno, der — wie seine Vorgänger — die kirchliche
Jurisdiktion über Schwarzach innehatte, vertrieben, weil er zu den Staufern neigte.
In Rom herrschte das Schisma zwischen Innozenz II. und Anaklet. All diese
Erschütterungen, Wirrnisse und Auseinandersetzungen, die mitten durch die deutschen
Stämme, ja mitten durch die Familien gingen, konnten am Kloster Schwarz-
ach nicht wirkungslos vorübergehen, bis denn schließlich (1154) Abt Conradus von
Hirsau kam.

Die Einführung der kluniazensischen Reform durch Abt Conradus

Die kluniazensische Reform, die er in Schwarzach einführte, war — daher ihr
Name! — von der strengen Kongregation (Klosterverband) Cluny in Burgund
ausgegangen, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, in jener traurigen Zeit zu
Anfang des 12. Jahrhunderts die strenge Ordensregel des hl. Benedikt zu erneuern,
der Verweltlichung des Ordenslebens, des Seelsorgeklerus und des Volkes entgegenzuwirken
und für die Freiheit der Kirche von staatlichem Einfluß zu
kämpfen.

In dem Klosterverband Cluny waren damals ungefähr zweitausend Klöster aus
verschiedenen europäischen Ländern zusammengeschlossen, darunter die Abtei
Hirsau (Hirschau). Dort regierte seit 1069 der berühmte Abt Wilhelm. Vorher
war er Abt von Sankt Emeram in Regensburg gewesen. Aber nachdem Graf Adalbert
von Bayern schon 1065 zwölf Benediktinermönche aus dem Schweizer Kloster
Maria Einsiedeln nach Hirsau gesandt hatte, berief er 1069 auch Abt Wilhelm
dorthin, von dessen überragender Persönlichkeit er sich bereits jetzt versprach,
daß Hirsau einen gewaltigen Aufschwung nehmen und in Zukunft hohe Bedeutung
erlangen werde. So war der nachmalige hl. Wilhelm 1069—1091 Abt von
Hirsau. Gar bald kam er mit dem Kloster Cluny in immer engere Berührung.
Fast gleichzeitig mit ihm (1073—1085) regierte in Rom der sittenstrenge Kanossapapst
Gregor VII., der selber in dem strengkirchlichen Geiste des Klosters Cluny
erzogen und schon aus diesem Grunde mit Abt Wilhelm persönlich befreundet

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