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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 206
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Ruinen sind noch eindrucksvoll genug und zeugen noch heute von der hochkünstlerischen
Bauweise der Hirsauer Bauschule. Nach ihrer Vollendung wurde
die Peter- und Paulskirche 1091 geweiht — zwei Monate vor dem Tode des
Abtes Wilhelm.

Nun zogen Abt und Konvent in das „neue monasterium"; das alte Aurelius-
kloster wurde ein Priorat, welches dem Abt des neuen Klosters unterstand. Mit
der Errichtung des Peter- und Paulklosters hatte Abt Wilhelm den Anstoß dazu
gegeben, daß sich seine Hirsauer Reform auch auf Klerus und Volk ausdehnte.
Denn nun setzten zahlreiche Wallfahrten ein, bei denen große Scharen von Gläubigen
zusammen mit ihren Leutpriestern sowohl zum neuen wie auch zum alten
Kloster pilgerten, um die feierlichen Wallfahrtsgottesdienste zu besuchen und das
geistbildende und künstlerische Schaffen der Mönche zu bewundern. Bald folgten
auch andere Klöster diesem Beispiel. Sie organisierten Wallfahrten und Einkehrtage
; Wanderprediger zogen im Lande umher und predigten dem Volke in
hirsauischem Geiste; es wurde eine „hirsauische Bewegung" im wahren Sinne des
Wortes, die länger als ein Jahrhundert auf das Volk einwirkte.

Widerstand gegen die kluniazensische Reform

In diesem Zusammenhang darf nicht verschwiegen werden, daß die Hirsauer Reform
in nicht wenigen Klöstern auch auf Widerstand stieß, was ja immer bei
geistigen, religiösen und politischen Strömungen zu beobachten ist. So hatte der
Wormser Abt Winther (regierte 1077—1088) die Hirsauer Reform einzuführen
versucht, hatte aber damit keinen Erfolg. Sogar der Konvent der altberühmten
Abtei Lorsch widersetzte sich der Reform. Kloster Lorsch war bekanntlich eine
Gründung Pipins und eine der mächtigsten Abteien des Frankenreiches. In Hirsau
regierte als Nachfolger des berühmten Abtes Wilhelm Abt Gebhard. Er hatte
Kaiser Heinrich V., den Sohn des Kanossakaisers Heinrich IV., unterstützt. Wie
aus dem „cronicon laureshamense" („Chronik von Lorsch") hervorgeht, erhielt
Abt Gebhard 1105 vom Kaiser zum Lohn für seine Hilfe die Abteikirche zu
Lorsch. Daraufhin vermehrte er den Konvent des Klosters Lorsch mit Hirsauer
Mönchen in der Erwartung, daß diese ihn bei der Einführung der Hirsauer Reform
in Lorsch unterstützen würden. Doch wurde ihm ein so starker Widerstand geleistet
, daß er ein Jahr später die Abtwürde niederlegte. Kurz darauf wurde er zum
Bischof von Speyer ernannt. Sein Nachfolger in Lorsch, Abt Erchimbold, versuchte
ebenfalls, die Reform einzuführen. Aber auch sein Versuch scheiterte. Er zog es
vor, Lorsch zu verlassen; 40 Mönche folgten ihm bei seinem Abgang. Als Nachfolger
Abt Erchimbolds kam Abt Benno aus Würzburg nach Lorsch. Der Widerstand
des Konvents wurde jetzt so stark, daß sogar ein Schmähgedicht auf die
Hirsauer zustande kam. 1167 entsandte Hirsau, wie aus dem codex hirsaugiensis
hervorgeht, einen Abt Sigelhard nach Lorsch. Als nun die Lorscher Konventualen
erfuhren, mit welcher Energie gleichzeitig Abt Conradus in Schwarzach die Reform
durchführte, versprachen sie zwar dem Abt Sigelhard Gehorsam, leisteten ihm
aber auch nach der Durchführung der Reform noch starken Widerstand.

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