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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 216
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1966/0218
Das Erwinsfest der Freimaurer 1845

von Erich A. H u b e r

Darüber fand ich den folgenden interessanten Bericht von 1845:

Wenn der Wanderer aus dem badischen Oberlande herabzieht, so betritt er
unterhalb Offenburg eine Gegend, welche eine Fülle von Schönheit und Fruchtbarkeit
darbietet. Rechts erscheinen ihm obst- und weinreiche Vorhügel, dann ein
dunkles Waldgebirge, durchschnitten von hundert lieblichen Thälern, deren Wasser
voll belebender Munterkeit in die Ebene hinausrauschen; links erstrecken sich
weite Fruchtgefilde bis an die Rheinufer hinaus, hier von einzelnen Baumgruppen
und dort von ganzen Waldungen mannigfach unterbrochen. Uberall bezeichnet
der sorgfältigste Anbau einen Grad der Kultur, welcher mit dem Segen des Erdreiches
wetteifert; überall erheben sich freundliche Dörfer, Weiler und Höfe, von
einem Volke bewohnt, dessen sichtbarer Wohlstand laut sein Lob verkündet.
Mitten in diesem Garten aber, am Eingange des Neuweierer Thaies, wo der Thal-
bach und die Straße sich schneiden, ohnweit den Trümmern der alten Iburg, ruhet
das Städtchen Steinbach, die Wiege Erwins, des Erbauers des wundervollen Münsters
von Straßburg, die Heimath des berühmten Steinmetzen des 14. Jahrhunderts.

Gewöhnlich hat man heutzutage keinen Begriff mehr von der hohen Stellung
des Steinmetzenstandes in der damaligen Gesellschaft. Die Gottesverehrung war
ohne Vergleich der allgemeinste und höchste Dienst, und in keiner Art menschlicher
Denkmale hat sich diese Vorherrschaft der religiösen Idee und kirchlichen
Sitte so entschieden und herrlich dargestellt, als im Baue unserer Münster. Daher
die bevorzugte Stellung der Steinmetzen, deren Hauptarbeit eben diese Dome
waren. Ihr Gewerbe erhob sich weit über den Begriff der Zunft, es erhielt das
Gepräge einer heiligen Kunst; sie bildeten eine besondere Bruderschaft, welche
unter keinem Fürsten, sondern unmittelbar unter dem Reiche stand, wie denn
ihre herkömmlichen Gebräuche und Satzungen als wahre Bevorrechtungen vom
Kaiser anerkannt und bestätigt wurden. Seit den Tagen Erwins war die Haupthütte
der deutschen Steinmetzen immer die straßburgische. Von ihr aus ging die
oberste Leitung des Bundes, und namentlich die Wahrung der alten Freiheiten
durch Erwirkung der kaiserlichen Bestätigung ihrer alten Steinmetzenordnung,
welches noch im Jahre 1621 geschah. Leider aber zerriß hierauf der Dreißigjährige
Krieg auch dieses Band deutscher Nationalverhältnisse, und die uralte, ehrwürdige
Künstlerbruderschaft ging in einen geheimen Orden über.

Von Erwins hohem Geist durchhaucht, unternahm es ein seiner würdiger Jünger
Friedrich, ein Künstler Straßburgs, das Ebenbild des Meisters aus rohem Stein

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