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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 217
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zu schaffen, und herrlich gings hervor unter seinem Meißel, ein ewig Denkmal
ihm, wie seinem Ideal. Und als des Bildners Gedanke schön verkörpert da stand,
da gedachte er des großen Mannes Muttererde und wollte sie trösten, daß sie
ihres Kindes Gebeine nicht in ihrem Schooße birgt. In diesem großmüthigen Gefühle
verehrte der Meister der Gemeinde Steinbach die gelungene Standsäule,
welche am 29. August 1844 feierlich eingeweiht wurde*). Auf einem Hügel mit
weiter Fernsicht erhebt sich nun hinter Steinbach das prachtvolle Denkmal; in
nebelgrauer Ferne schlängelt sich der Rhein, und im Hintergrunde sieht man
Straßburgs unvergleichlichen Dom auftauchen. Dahin ist des Meisters forschend
Antlitz gewendet und scheint dem sinnenden Beschauer zuzurufen: Blick dort
hinüber, dort ist mein Werk!

Um dem idealen Begründer der Freimaurerei ihrerseits sichtlich zu huldigen,
hatte die Straßburger Loge, genannt „der vereinigten Brüder", den Entschluß
gefaßt, ein Bruderfest zu veranstalten und die Kette des großen Bundes um den
Denkstein des Meisters enger zu knüpfen. Es war hierzu der 31. August 1845
ausersehen worden. An alle Jünger Erwins in Frankreich wie in Deutschland
waren Einladungen ergangen, auf daß sie sich zum frohen Feste vereinigen
möchten.

Prächtig war am 31. die Sonne emporgestiegen. Um 6 Uhr Morgens versammelten
sich die Freimauerer der Stadt Straßburg, denen sich Deputationen der
Städte Metz, Nancy, Mülhausen, Basel und mehre isolirte Mitglieder fremder
Maurerstühle angeschlossen hatten, um in sieben Omnibus sich an den Bahnhof
zu Appenweier zu begeben. Hier bestiegen sie drei für sie vorbehaltene Waggons,
und nach 8 Uhr setzte sich ein ungeheurer Bahnzug in Bewegung. Unter traulichen
und fröhlichen Gesprächen wurde die Strecke bis an die Station Steinbach
in anderthalb Stunden zurückgelegt.

Da wurden sie von Deputationen der Freimaurerlogen von Karlsruhe, Stuttgart
, Mannheim, Frankenthal und Frankfurt, vom Bürgermeister von Steinbach
an der Spitze des Gemeinderathes feierlich empfangen. Mit biederem Händedruck
hießen sich die Brüder herzlich willkommen, und Hand in Hand zogen sie alsdann
unter klingendem Spiel und endlosen Freudenschüssen hinein in das Städtchen.
Im festlich geschmückten Saale des Gasthofes zum Stern harrte ihrer ein labend
Frühstück. Treffliche Musik würzte das einfache, kurze Mahl.

Um 11 Uhr begaben sich die Freimaurer in den großen Saal des Rathhauses, der
ihnen von der freisinnigen Behörde eingeräumt und in eine Maurerloge umgewandelt
worden war. Nur Eingeweihte durften an dieser Versammlung Theil
nehmen, wo die jährliche Freimaurerzusammenkunft besprochen wurde. Beim
Austritte aus dem Rathhause bildete sich der Zug wieder, und nachdem sich der
Hr. geheime Rath von Bekk, Präsident der badischen Abgeordnetenkammer und
der Hr. Rath Haefelin, Oberamtmann von Bühl, demselben angeschlossen hatten,
schritt er, die Musik voraus, hinan zur Erwinshöhe.

Von der Sonne goldenen Strahlen umkränzt, stand Erwin da, würdig und stolz.

•1 Darüber Näheres in Die Ortenau 1957 im Aufsatz E. Beck, Der elsässischc Bildhauer A. Friedrich und
seine Beziehungen zu Mittelbaden.

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