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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 230
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stein weitergab. Deren Denken mußte sich darum bewegen, wie aus der fast unzugänglichen
, das Murgtal abzuschließen scheinenden Waldmasse ein geziemender
Ertrag für die Herrschaft zu erzielen wäre.

Dort änderte sich nämlich das Wesen der Landschaft erheblich. Das Tal verengte
sich zusehends, und zuletzt blieb dem Gewässer nur ein schmaler Durchstoß
durch das tief ausgenagte Granitmassiv übrig. Eigenartig verklüftete, vielfältig
gewundene Talformen machten das endlose Urwaldrevier fast unzugänglich.

Daher dauerte es lange, bis sich die Ebersteiner entschlossen, einen Versuch zu
wagen und wenigstens in das Randgebiet des Waldmeeres Menschen vorzuschieben
. In der wie bisher gleichen Erschließungs- und Organisationsart begann Ende
des 13. Jahrhunderts eine dritte und letzte Stufe des Talausbaus mit den Siedlungen
Gausbach, Forbach und Bermersbach, aus denen Forbach als Hauptort
hervorging seiner günstigen Lage wegen.

Jedoch der Charakter dieser Siedlungen und Siedler war geändert worden.
Man wählte die Form von mehr gewerblichen als landwirtschaftlichen Rodungsgemeinschaften
.

Zwar sollten die Siedler einen Teil ihrer Nahrung selbst anpflanzen, soweit
dies eben noch möglich war, hauptberuflich aber und handwerklich sollten sie
helfen, als Waldhauer Holz zu schlagen und dem Verbraucher zuzuführen, also
erstmals eine festumrissene Doppelaufgabe. Bis auf den heutigen Tag haben
daher die drei Gemarkungen einen weit größeren Waldanteil als die rein bäuerlichen
Gemeinden.

Aber hinter diesen letzten drei Gemarkungen lag noch weiterer, unermeßlicher
Wald, wo es unmöglich war, Siedlungen anzulegen. Seine Verwertung als Waldweide
oder zur Harzgewinnung, für die Köhlerei und Pottaschebrennerei erbrachte
der ebersteinischen Landesherrschaft einen zwar erwünschten, aber doch
nur geringen Ertrag.

Zur Verwertung ihres Gemeindewaldes und der Kirchenfondswälder wurden
die Forbacher, Gausbacher und Bermersbacher zu Waldschiffern bzw. deren Gehilfen
. Das Holz, das ihren Eigenbedarf überstieg, flößten sie auf der Murg
flußabwärts, um es auf die Holzmärkte zu schaffen. Es war nur die sogenannte
Wildflößerei oder Trift, d. h., sie warfen sowohl einzelne Klötze (Kurzstämme)
als auch die Scheiter, mit ihrem Brandzeichen versehen, einfach in das fließende
Bachwasser und ließen es treiben bis zum Holzfang, genannt Essel, bei Gernsbach
und bei Hörden.

Im 15. Jahrhundert war die wirtschaftliche Lage eines Teiles der Waldschiffer
so günstig, daß sie dazu übergingen, von dem Grafen Waldstücke jenes schwer
zugänglichen hinteren Waldmeeres auf 50 Jahre zu Lehen zu nehmen, was als
Kauf in der Urkunde bezeichnet wurde. Es war nur eine Frage der Verlängerung
solcher Zeitkäufe an die gleichen Käufer, daß sich aus der Zeitleihe ein
volles Zins-Eigentum (Erbzinsleihe) entwickelte, wobei der Erbzins als Reallast
erhalten blieb.

Der erste größere, uns bekannte Waldkauf vom 25. April 1455 verrät uns
gleich noch etwas. Zu diesem Kauf vereinigten sich nämlich 10 Forbacher,

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