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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
46. Jahresband.1966
Seite: 247
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entscheidend waren. Nachdem er 1587 Inhaber des Handelsmonopols geworden
war, zielte sein Trachten auf sichernde Einflußnahme bei den rheinischen Holzmärkten
. Allmählich nistete er sich mit seinen Söhnen durch geschickte Pachtung
in die wichtigsten davon ein: Hördt, Germersheim, Sandhofen, Mannheim, Mainz
und Bingen, wo er jeweils auch eigene Holzplätze hatte. Am meisten machten
ihm die Mainschiffer mit ihren jährlich größeren Holzverkaufs-Angeboten zu
schaffen, wodurch er zuweilen auch merkbare Verluste erlitt. Dies konnte ihn
wirtschaftlich jedoch nicht stärker erschüttern, bestärkte ihn aber in seinem Streben
, seine Stellung auf den Märkten weiter zu festigen.

Auf diesen Märkten kam er auch mit allerlei Krämern ins Geschäft. Es zeigt
seine Wendigkeit, daß er zuweilen von seinen Schuldnern Waren als teilweise
Bezahlung annahm. Mit diesen marktgängigen Waren (Salz, Eisenwaren, Tuch,
Seidenzeuge u. a.) begann er notgedrungen und unerschrocken ebenfalls einen
Handel im Murgtal.

Nun war nachgerade die Konkurrenz aus dem Kinzigtal und den Vogesen
immer unangenehmer fühlbar geworden. Um die drohenden Gefahren auszuschalten
, trat er entschlossen auch dort als gut zahlender Käufer und Schiffer auf.

Mit wachen Sinnen und hellem Beurteilungsvermögen begriff er die Entwicklungsrichtung
in seinen Geschäftszweigen und war durch seinen unverwüstlichen
Tätigkeitsdrang immer bekannter, einflußreicher und aufgesuchter geworden, was
sich unvermerkt in stets wachsende Gulden umsetzte. Wie von selbst wuchs er,
ebenfalls zunächst zur Sicherung seines Geschäfts, in die Rolle eines Großbankiers
mit verschwiegen arbeitendem Kapitalbesitz hinein. Schließlich wurde er zur
unentbehrlichen Persönlichkeit auf dem Geldmarkt. An die Landesherrschaften
Baden, Eberstein, Pforzheim, Württemberg, Nassau, Leiningen, Hohenzollern,
Hennenberg, an die Städte Straßburg, Worms, Frankfurt, an das Stift Baden und
das Kloster Schwarzach lieh er über 260 000 Gulden aus, ferner an zahllose
kleinere Einzelschuldner, darunter an 151 Schiffer und an 72 Fuhrleute, Knechte,
Holzhauer und Säger. Ein erarbeitetes Vermögen von mehr als 400 000 Gulden
steckte allein in diesen Ausleihungen, die er zu 4 bis 5 % ausgab. Da spielten die
zeitweiligen Verluste, gegen die auch er nicht völlig gefeit war, keine erregende
Rolle.

Für die an die Landesherrschaft gegebenen Anleihen wurde er der Pfandherr
des ergiebigen Steinmauerner Zolls. Er war eigentlich der ungekrönte Landesherr
im Murgtal. Für seine unbestreitbaren Verdienste um das Land wurde er mit dem
Titel markgräflicher Kammerrat geehrt.

Die Organisation der MSch leitete er als Hauptschiffer mit Geschick, zuweilen
ziemlich selbstherrlich. Das Amt der Geschworenen (Sechser) besetzte er nach
eigenem Urteil. Wegen der finanziellen Abhängigkeit vieler Schiffer von ihm
hielt sich der nie verstummende Widerspruchsgeist in erträglichen Grenzen. In
der immer schwieriger werdenden Zeitlage besserte sich die Verschuldung der
Schiffer während der Zeit des Monopols nicht allzusehr. Die Schiffer sahen indessen
die kapitalbildende Rolle des Kleinhandels in den Erfolgen Kasts und
drängten daher begehrlich immer von neuem auf den Wiedereinstieg in den

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