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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0058
Dr. Franz Volk (1875 — 1890)

Schaible hatte einen mehr als ebenbürtigen Nachfolger, dessen Name der Offen-
burger Bevölkerung heute noch sehr vertraut ist: Franz Volk. Auch er war ein
Sohn unserer Stadt. Am 18. April 1823 wurde er geboren. Seine Eltern, Johann
Volk und Maria Eva, geb. Pf äff, betrieben im Haus Hauptstraße 41 (heute Photo-
Stober) eine Kranz- oder Busch-Wirtschaft, in der sie ihren selbsterzeugten Wein
verkauften. Mit Karl Heinrich Schaible, mit dem ihn zeitlebens eine innige Freundschaft
verband, besuchte er die Gymnasien Offenburg und Rastatt. In Freiburg
und Heidelberg, wo er mit Adolf Kußmaul die akademische Verbindung „Alemannia
" gründete, studierte er Rechtswissenschaft. Wie sein Freund Schaible war er
vom demokratischen Gedanken beseelt und ein Anhänger der Turnbewegung.
Während der Revolution 1848/49, die in Offenburg ihren Ausgang nahm, traten
beide als Mitarbeiter Rees führend hervor. Als Vollziehungskommissar veranlaßte
Volk am 17. Mai Bürgermeister Ree, den Eid auf die Reichsverfassung abzulegen.
Vor den preußischen Truppen mußte er die Flucht ergreifen. Er floh in die Schweiz.
In Zürich, wo er die Fakultät wechselte und sich nun dem Medizinstudium widmete
, wurde er durch die Liebe zu Pauline Kersting, der Tochter eines Oberrechnungsrates
, festgehalten.

Inzwischen war nach ihm gefahndet worden. Am 6. Februar wurde er mit
seinem Freund Schaible des Staatsbürgerrechts für verlustig erklärt. Acht Tage
später mußte der Offenburger Gemeinderat dem Oberamt berichten, wie sich Volk
als Zivilkommissar verhalten habe. Die Stadtväter stellten sich schützend vor ihn
und erklärten: „Er hat sich am gemäßigsten benommen, und ihm allein möchten
wir verdanken, daß in jener bewegten Zeit, in der er Civilkommissar war, keine
brutalen Verhaftungen und dergleichen vorkamen. Unseres Wissens hat er niemand
zum bewaffneten Auszug gegen die rechtmäßige Gewalt genöthigt und
glauben wir, daß er mehr gezwungen als aus eigenem Antrieb dahier als Civilkommissar
fungierte." Trotzdem verurteilte ihn das Hofgericht Bruchsal zu acht
Jahren Zuchthaus oder fünf Jahren vier Monaten Einzelhaft im Männerzuchthaus.
Er erhielt jedoch vor der allgemeinen Amnestie die Erlaubnis zur straffreien
Rückkehr in die Heimat.

Nachdem er in Heidelberg die Staatsprüfung abgelegt hatte, ließ er sich in seiner
Vaterstadt als Arzt nieder und erwarb sich als sozial denkender Mensch durch seine
liebenswürdige, helfende Art die Liebe und Verehrung der Bevölkerung. Kein
Wunder, daß die Bürger nach dem Rücktritt von Bürgermeister Schaible mit der
Bitte an ihn herantraten, sich zur Wahl zu stellen. Trotz seiner schwachen Gesundheit
— schon in jungen Jahren hatte ihn ein Lungenleiden befallen — erklärte er
sich bereit. Der Freisinnige Verein schlug ihn am 8. Dezember 1875 als Kandidaten
vor. Von den 429 stimmberechtigten Bürgern gingen 334 zur Urne. Von diesen
entschieden sich 333 für Volk. Sofort nach der Wahl wurden die Häuser beflaggt.
Böllerschüsse ertönten. Bürger aller Parteien eilten zu Volks Wohnung im Haus
der Restauration Geiger (heute Kaufhaus Weiher) und beglückwünschten ihn in
Anwesenheit des Oberamtmannes Stöcker, der die Wahl geleitet hatte. Abends

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