Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0142
Wohl eines der schwierigsten Probleme bot die Gestaltung der Seitenaltäre.
Denn wie auch das Renaissance-Gestühl der Rückwand wurden die beiden früheren
Seitenaltäre im Krieg zerstört. Sie waren allerdings auch nicht besonders wertvoll
, machten vielmehr den Eindruck eines Provisoriums. Mit einfachen, ausgesägten
Holzrahmen in den Knorpelstil-Ornamenten des Hochaltars, auf primitivem
Unterbau, hatten sie als Altarbild je ein Gemälde von Joseph Moser, der linke
Altar eine „Heilige Familie", der rechte „St. Antonius mit dem Jesuskind". Diese
beiden Bilder sind wohl noch vorhanden, sie sind aber thematisch und stilistisch
nicht passend und zudem sehr primitiv gemalt. So schlug ich vor, für die Seitenaltäre
eine andere Lösung zu finden. Marmon machte Zeichnungen, die ihm aber
selbst nicht recht gefielen, daß ich ihn fragte, ob er nirgends zwei Altäre wisse,
die passend wären, gegebenenfalls irgendwo bei einer Renovation entbehrlich
würden und so zu haben wären. Und da ergab es sich, nach etlichem Schriftwechsel
, daß in Neufra in Hohenzollern zwei passende Altäre frei waren, zwar
etwas jüngeren Datums, doch in Aufbau und Größe ganz gut passend. Und wir
konnten sie dann erwerben. Es war auch höchste Zeit dafür, denn sie hatten durch
schlechte Aufbewahrung genauso seit Jahren gelitten wie der hiesige Hochaltar.
Noch beim Aufstellen, nachdem sie von Marmon sehr schön renoviert worden
waren, fiel ein Mausnest aus dem einen Altaraufbau heraus.

So kamen damit zwei Altäre aus dem Hohenzollerischen nach Wolfach, was auf
den ersten Blick einer „Kunstabwanderung ins Ausland" ähnlich sehen mag. Bei
genauerem Betrachten aber zeigt sich die Merkwürdigkeit, daß nämlich die beiden
Altäre nur die Reise von einem einst fürstenbergischen Amtsort zum andern unternahmen
, war doch Neufra Sitz der Hochfürstlichen Fürstenbergischen Obervogtei
der Reichsherrschaft Gundelfingen, wie Wolfach zu gleicher Zeit Sitz der Land-
vogtei im Kinzigtal war. So hängen auch diese beiden schönen Altäre aus Neufra
noch mit jenem Herrschaftshaus zusammen, das diese Kapelle entstehen ließ.

Da wir für diese beiden Altäre nur ein Altarbild bekommen konnten, indem
das zweite mit Rahmen in Neufra verblieb (es ist speziell für die dortige Kirche
gemalt), ließen wir in der Bildhauerwerkstätte Alfons Herr in Hornberg eine
Kopie des vorhandenen Rahmens machen, und weil wir kein passendes Bild zu
diesem zweiten Altar hatten, ließen wir beim hiesigen Kunstmaler Eduard Trautwein
ein Bild malen. Hier hielt ich, nach Rücksprache mit Prof. Ginter, darauf,
daß nun dies Bild thematisch mit dem Hochaltar ein Ganzes bilden solle. Da der
Hochaltar mit der Pieta, dem Gnadenbild, „Mariä Leid" (auch schön unterstrichen
durch das Schwarz des Altaraufbaues) darstellt und das von Neufra erhaltene
Bild des rechten Seitenaltars Mariä Tod und Himmelfahrt, also „Mariä Glorie",
veranschaulicht, veranlaßte ich, daß wir den linken Seitenaltar mit einem Bild
„Mariä Freud", also Christi Geburt, ausstatten ließen. Und Trautwein hat das
Bild mit aller Liebe und Sorgfalt und ganz in einheimischer Art gemalt. So ist es
zwar ein neues Bild, verträgt sich m. E. aber gut mit dem alten, weil es an die
jetzige Zeit der Wiederherstellung der Kapelle erinnert. Auch ist hiermit eine
schöne Fortsetzung gemacht jener Tradition, daß jeder Wolfacher Maler ein Bild

140


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0142