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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0200
Kehl zu verlegen. Zufällig wurde auch diese Gaststätte erstmals 1809 in Hebels
Briefen erwähnt.

Auf seinen Hin- und Rückreisen nach Straßburg, die aus den Briefen vielfach
nachgewiesen werden können, mußte Hebel jeweils mit der Postkutsche die Rheinstraße
(Bundesstraße 36) zwischen Lichtenau und Kehl benützen, die wir als die
Hauptverkehrsstraße des Hanauerlandes erkennen. Ein Reisender in der Postkutsche
war zuweilen allein auf den damals holprigen Straßen und in schlechtgefederten
Kutschen und daher auch wenig beneidbar. Lassen wir uns einmal
Hebel in seinem Brief 139 an Schneegans Ende April, Anfang Mai 1805 von einer
solchen Reise berichten, wie er sich die Zeit vertrieb: „Wie wir nach Bischofsheim
kamen; kann Ihnen mein freundlicher Begleiter sagen; das Pfäfflein im schwarzen
Rock und Überschlag zu Pferd vor einem Hanftransport her, sah poßierlich aus;
in Bischofsheim genoß ich jedoch einen guten Abend und einen schönen Morgen,
den mir Hr. Kampmann und sein Schwager (Kirchenschaffner Johann Georg Haug
in Rheinbischofsheim) noch durch eine angenehme Begleitung verlängerten. Von
hier an könnt ich viel lügen, denn ich war allein, und es verrathet mich niemand,
und die Fortsetzung der Reise war, eine kleine Unterredung mit den Storken in
Lichtenau abgerechnet, so gemein und langweilig, daß ich Zeit genug hatte, mir
allerlei Begebenheiten und Auftritte zu fingieren, wodurch sie hätte romantisch
werden können. Ich habe auch wirklich oberhalb Stollhofen scharf in der Luft
herum gefochten, und es war mir lieb für den Straßenräuber, dem es galt, daß er
nicht da war, wiewohl ich ihn nachher, weil ers aus Noth that, aus dem großen
loos der Frankfurter Lotherie, worin ich setzen will, glücklich machte, daß er nun
nicht mehr nöthig hat, die Leute am hellen Tag auf der Straße anzugreifen."

In Lichtenau wollte man späterhin Hebel mit einem Pudel gesehen haben, der
ihm dann entlaufen sei. Hören wir diese Episode aus dem Brief 147 an Sophie
Haufe vom 16. Juni 1805: „Gestern (ich rede mit Herrn Haufe) fragte mich Rittmeister
Cancerin, ob ich meinen Pudel wieder bekommen habe. Es sey ein schöner
Hund. Der Mann habe sich bei ihm erkundigt, wo ich wohne. Als ich Abends nach
Hause kam, war der Mann wirklich dagewesen, aber wieder fortgegangen. Er
behauptete, ich sey in der Osterwoche durch Lichtenau gegangen, und habe meinen
Hund verlohren. Er habe es kürzlich erfahren, da bringe er ihn. Närrisch! Das
herrenlose Hunde gefunden werden können, wenn ich auf der Straße bin, begreife
ich. Aber wie man an mich kommt, da ich so unbeschrien, und wie ich glaube
ungekannt durch Lichtenau ging, und wer mich kennt, wohl weiß, daß ich mit
keinem Pudel selbander gehe, begreife ich nicht." Obwohl ein großer Tierfreund,
konnte Hebel höchstens aufs Spätzlein oder Spinnlein kommen, aber niemals auf
den Hund.

Etwa dreiviertel Jahre später finden wir Hebel abermals in Straßburg, wobei
er sowohl auf der Hin- sowie Rückreise das Hanauerland durchfahren mußte. In
echt Hebelscher Weise gedenkt er dieser in seinem Briefe 174 an Schneegans vom
26. April 1806, wobei ihm im ersten Teil die Hinreise vor Augen steht: „Wenn
mich jemand fragt, wo ich gewesen bin, so sage ich, im Hanauischen habe ich das

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