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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0202
ligen ließen, ob Sie gleich sahen, daß ich vor Betrübnis mit der bloßen Kappe
davon lief. Die Reise hätte Ihnen theuer werden können, wenn ihn nicht Herr
Obrist Medikus von Lichtenau aus noch durch einen Reitenden beygefangen hätte."

Damit tritt uns Heinrich Medikus in den Hebeischen Briefen allerdings nicht
zum erstenmal entgegen; schon im Brief 24 an Gmelin unterm 29. Jenner 1796,
also zwölf Jahre vor obiger Begegnung, tritt der Obristwachtmeister Medikus auf.
Anläßlich des Carltages (28. Januar) war bei Hof großer Maskenball: „Obristwachtmeister
Medikus führte als Schichtmeister mit der Laute in der Hand eine
Bergknappengesellschaft — lauter iunge Officirs auf, ieder mit einem Instrument,
die ein wenig dudelten und dann in Bergmannssprache und Ton ebenfalls ein
frohes Feyerlid zu Ehren des Marggr.(afen) und zur angenehmen Abwechslung
absangen; . . .".

Seine zweite Erwähnung findet Medikus im Brief 99 an Hitzig, am 18. September
1803: „Obristleutnant Medikus, dem ich dieses Produkt („Neue alemannische
Gedichte" v. Ignaz Fellner) mittheilte, weil er an den ersten all(emannischen)
Gedichten Spaß fand, urtheilte darüber naiv, er vermisse hinten am Schluß des
Vaterunsers und des ganzen Büchleins die Kraft und die Herrlichkeit."

Bei der Lektüre des Briefes 109 an Hitzig, 15. bis 20. März 1804, finden wir
Hebel in „Drechslers Caffeehaus" in Karlsruhe in Gesellschaft, bei welcher auch
Obristleutnant Medikus zugegen war; das „Charadenwesen" wurde eifrig behandelt
.

Aus diesen drei Briefen ist zu erkennen, daß Hebel und Medikus sich zuweilen
in Gesellschaft in Karlsruhe zusammenfanden. Als Kavallerieoffizier stand er zuerst
in preußischen und dann in badischen Diensten, wo er als Oberst 1808 seinen
Abschied nahm. Als 60jähriger verheiratete er sich in zweiter Ehe mit der Witwe
Christina Magdalena Mayer geb. Dietrich von Lichtenau, und durch sie führte
ihn der Weg nach seiner Verabschiedung nach Lichtenau. Sein Hauptverdienst lag
auf seiner Neigung zum Sammeln der ihm bekanntgewordenen Volksmärchen und
Sagen, und zuweilen übte er sich als Lokaldichter. Eine Sammlung von 30 Bändchen
befindet sich heute als Leihgabe in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe
. Es ist daher auch nicht verwunderlich, daß Hebel und Medikus sich in
ihren Neigungen zum dichterischen Gestalten kennen und achten lernten. Somit
hängt also Hebels Verweilen in Lichtenau mit der Persönlichkeit des Heinrich
Medikus zusammen.

Sehen wir noch einmal den Brief 174 an Schneegans vom 16. April 1806 an:
„Wenn mich jemand fragt, wo ich gewesen bin, so sage ich, im Hanauischen habe
ich das Evangelium vom Creutz gepredigt . . .", so finden wir dies in dem vorausgegangenen
Briefe 172 an Hitzig bestätigt; denn darin findet sich folgende
Stelle: „Solltest du aber eins oder daß andere nicht erhalten haben, so ist an der
Predigt, die ich am Carfreytag in Linx zum zweitenmal hielt, nichts verlohren."
Welcher Anlaß bestimmte denn Hebel zu dieser Karfreitagspredigt 1806 in Linx,
das er ja mit der Postkutsche berühren mußte? Die Antwort finden wir in der
Anmerkung zu diesem Brief: „In Linx war der dortige Pfarrer Christian Neßler

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