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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0227
keiten wegen der Steege49) auf die Orgel zu komen, vor. Herr Prälat aber ließ
sich vernehmen, dieses wolte er über sich nehmen, wan nur die Änderung dem
Hauptwerck keinen Schaden brächte.

Darauf zeigte ich dem Orgelmacher, wie die Sache anzustellen und zu verändern
wäre. Er wolte sich aber noch nicht dazu verstehen. Samstag42), den 5. morgens,
explicirte ich dem Orgelmacher die Sache noch einmahl, wie die Canaele50) anzulegen
wären, und rathete ihm an, daß wan es zu machen solte begehret werden,
er sich nicht weigern solte. Er küßte mir mit großer Veneration51) die Hand und
danckte vor den Unterricht.

Weilen er mir klagte, daß die Herren öffters wunderlich sind und sagen mögten,
diß und jenes wäre vorher nicht gewesen, wan er die Orgel ausputzen und stimen
thäte. So sagte ich ihm, daß ich die Hauptsachen anjezo noch examinirn wolte,
und er solte sich alsdan auf mich beruffen.

Ich nahm erst vor Montre 16 Schu. Davon sind die 4 ersten [Pfeifen] von
Holtz, aber nicht wie es seyn solte offen (am Rand:) und dazu doch Platz gewesen
wäre, (laufender Text:) sondern gedeckt, just wie Bourdon 16 pieds52).
Diese 4 gehen nicht einmahl so stark wie die Pfeiffen von einem Bourdon 16 Schu.
E., die auswendige53) erste zinnerne, ließ die Quint hören. F. ist gar zu still.

Fs. ist fast gar nichts, und G. Gs. A. B. H. waren wie die erstren alle fast nichts.
Im C 8 Fuß kam es etwas besser, aber ohne Safft und Krafft so wie alles in der
Orgel.

Bourdon 16. Schu Manual.

Von C biß Gs weis man nicht, ob die Bälge aufgezogen sind oder nicht. Dan
sie hauchen kaum. A. ist gut. B. H. passirten auch noch. Die Tenor Octave, so
weit sie von Holtz sind, gehen zu still. Die medallenen gehen an.

Bourdon 8 Schu.

Die höltzern auch schwach, und wie in vorigem Register der Baß gegen dem
Discand viel zu schwach.

Flutte 8 Fuß. Schückte sich besser; wan es Montre 8 Fuß wäre genant worden54),
dan es sind lauter offene zinnerne Pfeiffen, wie Prestant, und stehen die grösten
in den Platfacen im Schein55). Allein ich glaube, Herr Rohrer hat es mit gutem
Bedacht so nennen lassen, weilen er selbst wird gehört haben, daß es die In-
tonnation nicht hat, wie ein Montre haben solte.

49) Steege = Treppe, Stiege.

50) Windkanäle.

51) Französisch la Veneration = Verehrung, Ehrfurcht.

52) Es ist nicht ganz klar, ob Silbermann die Fortsetzung in der Tiefe mit rechteckigen oder quadratischen
gedeckten Pfeifen beobachtet hat. Die Fortsetzung mit quadratischen gedeckten Pfeifen ermöglicht
gleiche Stärke (bei dunklerer Farbe) und ist vom alten und heutigen Qualitätsorgelbau bei fehlendem Platz
immer wieder verwirklicht worden.

53) E. stand also als 1. Pfeife im Prospekt.

54) Auch im Angebot für Weingarten nannte Rohrer den Prinzipal 8' im Hw. „Flutte". Da der französische
Orgelbau diesen Ausdruck für entsprechende Pcdalregistcr bis heute verwendet, kann an eine
(irrtümliche) Übertragung Rohrers auf das Manualregister gedacht werden. Irrtümlich deshalb, weil einige
Pfeifen im Prospekt standen, solche Manualregister heißen im französischen Orgelbau gewöhnlich Montre,
in der 4'-Lage Prestant.

55) Platfacen im Schein = Flachfelder im Orgelprospekt.

15 Die Ortcnau

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