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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1967/0229
entfernt ist63), so giengen doppelte Basquillen64) unter das Angehänge der Positiv -
Windlade. Und weilen diese auch nicht nach der gehörigen Art gemacht waren,
so häulte es unaufhörlich und war sehr schwer zu spielen. Herr Rohrer solte diesem
Fehler nach verfloßenemGarantie-Jahr"5) abhelffen, er knistelte auch daran herum,
und man muste damit zufrieden seyn, weil er die Herren glauben machte, er habe
dem Fehler abgeholffen. Es war aber von keiner Dauer, und wurde der Orgelmacher
Latki von Baaden vor einiger Zeit dazu geruffen, der dan würcklich an
einer andern Claviatur arbeitet. Er macht das Positive Clavir gebrochen66), hin-
terst eine Structur hinab mit Schräublen, die an Winckelhäcklen angehenckt werden
. Unter dem Organisten kombt ein ligendes Welbred, von welchem wider
Schienen67) an Winckelhäckle, die unter die Windlade komen, langen, und dan
werden solche an das Angehänge oder Säckelhöltzlen68) angehenckt.

Die Manual Windladen haben hinten auch Windkästen, und vermittelst einer
Coppelung69) kan das Manual auch mit dem Pedal zugleich spielen. Nun zeigte
dieses eine gewisse Probe an, daß ohngeacht im Manual die grossen Register fast
kein Wind haben I : daher sie auch mehr hauchen als klingen, obgleich der Wind
nach meiner Wind Probe l8/i Zoll70) treibet : | in den Cancellen71) ein Fehler seyn
mus, oder in den Ventilen72), daß bey Ziehung aller Register im Manual der
genügsame Wind fehlet. Dan wen man alle Register gezogen hat und haltet im
Baß einen Clavem, so wird man die Cymbal nicht ehender vernehmlich hören73),
als biß man das Pedal dazu tritt, da dan erst, wen die Coppelung gezogen ist,
durch Öffnung der Ventile im hintren Wind Kasten, sich die Cymbal vernehmlich
hören läßt.

Dieses nahm der Orgelmacher Latki in Acht und fragte seinen Herrn, den
Rohrer, um die Ursach? Rohrer aber wurde gantz zornig deßwegen über ihn.

Sonsten hätten die Pfeiffen im Baß in diesem großen Kasten viel gereumlicher74)
gesezt werden können. Prestant ist so versteckt, daß man im Discand wegen den
Cornet Stöcken75), die gar weit herab gehen, und im Baß oder Tenor Octav

63) Silbermann duldete keine längere Entfernung als 3' vom Hauptkasten, um eine leichte Spielart zu
erhalten. Vgl. R. Walter, Der Orgelbau für die Fürstabtei St. Blasien 1772/75 a. a. O. S. 287.

64) Basquillen = Wippen (verderbt vom französischen la bascule).

65) In alten Orgelverträgen wurde stets 1 Garantiejahr ausbedungen. Danach mußten die aufgetretenen
Fehler bereinigt und das Instrument noch einmal gestimmt werden ohne Berechnung.

66) Fachausdruck für Abstraktenmechanik (statt der vorherigen Wippenmechanik).

67) Abstrakten, Zugruten.

68) Die Durchgänge der Traktur durch den Windkastenboden wurden durch Ledersäckchen (Pulpeten)
gegen Windverlust abgesichert.

69) Es handelte sich um eine (wohl durch ein Sperrventil) abstellbare Windkoppel.

70) Die Windstärke wurde und wird mit der Windwaage gemessen, die von O. B. Förcher erfunden ist.

71) Cancellen sind die Windkammern für die einzelnen Töne eines Manuals.

72) Die Ventile liegen im Windkasten und öffnen bzw. sperren den Windfluß in die einzelnen Cancellen.

73) Mixturen pflegen die Orgelbauer auf die dem Windkasten etwas entfernteren Stellen zu postieren,
weil unmittelbar über die Ventile die Rohrwerke kommen müssen, die präzisen Wind für sofortige Ansprache
benötigen.

74) Die Pfeifen hätten in dem großen Hauptwerksgehäuse nach Silbermanns Meinung geräumiger, weiter
entfernt voneinander gestellt werden können.

75) Das Register Cornet 5 fach wurde und wird im französischen Orgelbau zur Erreichung solistischer
Wirkung auf ein Bänkchen erhöht gestellt und mittels Kondukten mit Wind versorgt.

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