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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 10
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0012
Dr. Scheffbuch vom Landratsamt und das Ehrenmitglied unseres Vereins, Prof. Schilli,
Freiburg. Er wies auf den doppelten Charakter des diesjährigen Festes hin und versicherte,
daß man nach einer Pause von 15 Jahren zur Jahreshauptversammlung gerne wieder in
das gastliche Bühl gekommen sei. Hauptgrund sei neben der gern angenommenen Einladung
der Stadt Bühl und der Aufnahme des „Bühler Mänti" in den Verein das Jubiläum Dr. Karl
Reinfrieds gewesen, der im Jahre 1910 maßgeblich an der Gründung des Historischen
Vereins für Mittelbaden beteiligt war. Warmer Dank galt besonders dem Bühler-Mänti-
Vorsitzenden Bruno Geppert, der keine Mühe gescheut habe, um den Tag in Bühl zu
einem nachhaltigen Erlebnis werden zu lassen, sowie dem MGV „Harmonie" und dem
Streichorchester Bühl - Achern, die der Morgenfeier einen gehaltvollen musikalischen
Rahmen gaben.

In seiner Festansprache zeichnete Oberstudienrat Otto Gärtner ein Bild des Menschen
und Historikers Dr. Karl Reinfried, der als Jüngster des literarischen Bühler Dreigestirns
mit Aloys Schreiber und Alban Stolz schon im letzten Jahrhundert großes Ansehen genoß
und heute noch genießt. Grundgelegt wurde Reinfrieds umfangreiches und tiefgreifendes
historisches Forschen und Wirken schon in seiner Jugend durch einen seiner Taufpaten.
Der Arzt Dr. Ignaz Jörger, 1833 der erste Ehrenbürger der Stadt Bühl, gehörte zu den
Mitbegründern des „Burgmännervereins", der sich die Erhaltung der Ruine von Alt-
Windeck zum Ziele gesetzt hatte und damals wohl der erste Verein dieser Art in Deutschland
gewesen ist. Die Tätigkeit dieses Mannes hat in dem jungen Reinfried einen
richtungweisenden Eindruck hinterlassen. Mit einem fantastischen Fleiß und einer wahren
Forscherleidenschaft widmete er sich schon als Student der Heimatgeschichte. Dabei gingen
ihm klare Sachlichkeit und einwandfreie historische Richtigkeit über alles. Unter anderem
verscheuchte Reinfried endgültig die Bienen aus dem Bühler Wappen und erkannte in den
Immensteinen ihren wahren Sinn als Grenzbezeichnungen. Seine außerordentlich zahlreichen
heimatgeschichtlichen Abhandlungen sind besonders wertvoll, weil er sie oft mit
echtem Gegenwartsbezug in den Tageszeitungen veröffentlichte und dabei eine schnörkellose
, volkstümliche Sprache bevorzugte. „Heimatkunde, Heimatsinn und Heimatliebe
waren für ihn zusammengehörig", sagte Prälat Dr. Sauer 1917 in seinem Nachruf für
Dr. Karl Reinfried.

Große Verdienste erwarb sich Reinfried durch seine grundlegenden Arbeiten über die
Urpfarreien Sasbach und Steinbach im alemannisch-fränkischen Grenzgebiet und über die
Entstehung und Entwicklung des Landkapitels Ottersweier. Er schrieb 1877 auch die erste
Geschichte der Stadtgemeinde Bühl, die als Standardwerk bis heute nicht überholt ist
und noch nicht ersetzt werden konnte. Alles, was bisher über die Bühler Geschichte
geschrieben wurde, fußt zum größten Teil auf seiner Arbeit, die sich auf ein sorgsam
zusammengetragenes Quellenmaterial und eine umfassende Kenntnis der damaligen
historischen Literatur stützte. Ein weiteres Hauptarbeitsgebiet von ihm war die Erforschung
der Grundherrschaften der engeren Heimat, insbesondere des Klosters Schwarzach
und der Windecker. Auch heute noch gilt Reinfried in der historischen Fachwelt als
Autorität und wird immer wieder zitiert. Der Veröffentlichung harren noch die von ihm
in seinen letzten Lebensjahren vollendeten und fast druckreif abgeschlossenen Regesten
der Windecker, nachdem die besondere Liebe Reinfrieds der Erforschung der Geschichte
der Windeck und ihrer Bewohner gegolten hatte und er mit der Veröffentlichung der
Regesten sein historisches Lebenswerk hatte krönen und abschließen wollen.

Am Nachmittag besichtigten wir die Alban-Stolz-Kapelle auf dem Friedhof unter der
Führung von Oberstudienrat Gärtner; durch die Barockkirche in Kappelwindeck führte
uns Oberlehrer Bloedt. Daran anschließend fuhren wir hinauf zur Burg Windeck, um dort
die alten und neuen Bauwerke zu besichtigten, die prachtvolle Aussicht zu genießen und
uns in dem gemütvollen, mit historischen Erinnerungsstücken geschmückten Restaurant zu
stärken.

Dr. Hitzfeld

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