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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 22
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0024
Rastatt, die neue und letzte Residenz des
Türkenlouis und seiner Söhne

gesammelt und mitgeteilt von Heinz Bischof

Anno 1689, Bartholomäustag, 24. August

In den Ställen des Marktfleckens zu Rastatt brüllt das Vieh. Kopflos floh die
Bevölkerung, als sie vom Nahen der Franzosen hörte. Fouragierex) drangen in die
Rheinau. Sie wollten Hafer und Stroh für ihre Pferde. Doch dann begann allenthalben
die offene Plünderung. Man schonte Weib und Gut nicht. Erste Brände
flackerten auf, versetzten die Bevölkerung in Schrecken, daß alles in panischer
Angst flüchtete.

Brände von Scheunen und niederen Hütten, aufschreiendes Vieh, das in den
Flammen jämmerlich verenden mußte, zeigte den Flüchtenden den Weg in die
sicheren Forste um Eichelberg, Bernstein und Hohe Wanne.

Furchtbar war die Kunde, die man vernehmen mußte: Die Markgrafschaft
Baden soll zu einer Wüste werden. Und der Herr dieser Lande weilte jenseits aller
Berge, weit drüben in den ungarischen Ebenen, streitend wider das Heer der Türken
, das ausgezogen war, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation unter die
Herrschaft des roten Halbmondes zu zwingen.

So kam der 24. August, der Tag des Heiligen Apostels Bartholomäus, an dem
man in Frankreich das Fest des Heiligen Königs Ludwig begeht, Namenstag des
regierenden Fürsten Ludwig XIV.2). Noch ehe die Sonne sich zum Lauf über die
Welt anschicken konnte, riefen die Späher von den Bäumen: Land in Flammen!

Die Luft vermischte sich mit dem Rauch, und bald waren Dörfer und Ortschaften
, Städte und Flecken von einem wildzüngelnden und auflodernden Flammenmeer
umgeben, darin verschlungen. In kaum zwei Stunden, die Sonne versuchte
vergeblich den Schleier grauen Qualmes zu durchstoßen, war aller Reichtum dieses
Landes in schwarzer Asche versunken. Zerborsten und zerbrochen, unter schwelenden
Balken und zusammengesunkenen Lehmwänden lagen Hab und Gut .. .
Trauer griff um sich, als die Späher von diesen Beobachtungen Kunde gaben. Mit
rußgeschwärzten Händen, Narben von Brandwunden auf dem Körper keuchten
neue Flüchtlingsströme in die Wälder. Doch sie konnten nicht mehr weinen, die

1) Furage, Fourage ist Mundvorrat für die Truppe, Futter für die Pferde, furagieren = Futterholen.

2) Genannt der „Sonnenkönig", 1643—1715; der Befehl des Königs an den Führer der französischen
Truppen Duras soll gelautet haben: Baden muß völlig unbewohnbar gemacht werden.

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