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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 23
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0025
Männer nicht und nicht die Frauen. Der Schreck hatte sie verstummen lassen, ihre
Augen vom grellen Feuerschein geblendet, tränenleer.

Wirre Berichte stifteten Aufruhr, irre Erzählungen beschworen Verzweiflung und
Unglaubwürdigkeiten. In die Häuser der Ortschaften drangen die Franzosen ein.
Hoch oben unter First und Balken legten sie ihren Brand, gössen Pech und Schwefel
an den Mauern nieder, daß selbst Steine und Glas in den Flammen aufgingen.
Niemand vermochte mehr dieser wildlodernden Flammenglut zu entkommen.

Bomben3) und Pulverladungen warfen sie auf starkes Rundgewölbe von Kellern
und unterirdischen Gängen, um die Gewalt der Mauern zu brechen.

Aus den Fässern floß der Wein, überflutete Kammern und Schuppen, vermochte
die Glut nicht zu dämmen, brodelte heißkochend in der wild wabernden Lohe.

Der Flecken sei ausgebrannt, die Kirche geborsten, das Erz der Glocken geschmolzen
. Hütten und Stallungen nur noch rauchende Trümmerhaufen.

Land des Elends . .. Not und Tod, Leid und Armut Herrscher über Friede und
Reichtum. Klagende Regenten über die einst blühende Markgrafschaft im Herzen
der Ortenau.

Anno 1692

Große Mengen Heuschrecken überfielen die eben aus den Verwüstungen und
Brandschäden erstandenen Felder und Wälder. Trotz dem überall angerichteten
großen Schaden atmete das Volk endlich erleichtert auf. Der Herr dieser Lande,
Markgraf Ludwig Wilhelm, oberster Führer der kaiserlich deutschen Truppen im
Kampfe wider die Türken, kehrte aus dem fernen Ungarlande heim. Durch seine
unbesiegte Tapferkeit und Wachsamkeit soll nun die Heimat, das geschundene
und niedergebrannte Land am Oberrhein, beschützt werden.

„ . .. schickten ihn vom Maynstrom4), wo alles in Ruhe und Frieden war, an
den Rheinstrom, in die marggrafschaft Baden und dero Nachbarschafft, wo alles
in Kriegs-Trüblen5) und höchster Unruhe, umb R. P. Willhelmi Gemüth und heilige
Vorsätze weiter zu prüfen, ob selbe stand- und dauerhaftig seyn würden.

Mit was für geistlichen Liebs-Diensten P. Willhelmus in der Markgraf!schaff
Baaden denen bedrängten und in bedaurlicher Nothdurfft steckenden armen Leut-
lein zu Hülff kommen, erzehlen und bezeugen viele Dorffschafften, auch kan und
muß ich, ein damahls ihm gegenwärtiger Augen-Zeug, aussagen und bekennen,
daß durchgehends alle betrübte und erkrankte in P. Willheimo einen rechten
Vatter erfahren, der aus barmhertzigen Mittleiden Tag und Nacht für solche
gewacht und gesorget habe. Und gewißlich funde dazumahl am durchs feindliche
Feuer verbrenntem und durch wiederholte Ausplünderung verhergtem6 Rhein-

3) Waren eiserne Behälter mit Sprengladungen; bereits 1433 wurden durch den Fürsten von Rimini,
Malatesta, zwei eiserne Halbkugeln angefertigt, die durch einen Zünder (ital. bomba) zur Detonation gebracht
wurden; Zünder, d. h. die Bomben wurden durch Anbrennen einer Lunte in Aktion gesetzt.

4) m Main

5) = Kricgstrubel, Kriegswirren, Unruhe.

6) — verheertem, d. h. verwüstetem, eigentlich mit einem Heer überziehen und somit wortwörtlich zu
übersetzen; eine andere Darstellung zum Jahre 1689 lautet: Der Himmel zürnte, so wurde das Jahr für
den Rhein ein großes Unglücksjahr; unerwartet brach der Krieg aus; in ihm wurden die blühendsten Städte
vernichtet, die Felder verwüstet; es gab dabei keinen Unterschied: kein Glaube, keine Frömmigkeit, nichts

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