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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 25
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0027
Anno 1700

Thomas Lefebre8) an Markgraf Friedrich Magnus, Baden-Durlach: „Zur gehor-
sambsten folge des mir gnädigst erteilten befehls habe ich mich gleich auf Rastatt
begeben, also ich den signor Roßi seer empeschiert9) und geschäftig gefunden habe.
Zu Rastatt sollen neben die 50 seegräber10), welche newelich angenomen worden
, 1500 Soldaten ohnaufhörlich arbeyten. Verwichenen sondag morgens wurde
befohlen, alles gesträuch und fruchtbare bäumen, die gegen die bastionen bey der
alten kirchen gelegen, zu rasieren und abzuhawen. Drey bastionen längst den fluß
seind fast fertig sampt dero flancken und solle der graben außen bis a 50 schu
erweitert werden. Umb den garten sollen noch drey dergleychen bastionen commen
und so fort das werck umb diese newe statt bis an die Murg wieder gesloßen
werden. Zu Higelsheim wird eine Sterne schantz angelegt, zu Stolhofen gehet auch
das arbeyten mit eerstem an. Zu Scheybenhart") wird der bau nach des Roßi riß
angelegt, und ist zum teil schon ziemlich aus dem boden, der wähl darum wie
auch der graben ist ausgeseubert und solle solches auch fortificieret werden. Das
sloss zu Rastatt ist auch mit pallisaden fast umbringet und stehen etliche stücken
im hoff. Es hat mir Roßi gesagt, das in kurtzem eine brücke über dem Rhein in
die Pfals gegen Landau solte geslagen werden, welches mir auch von ein par
anderen comuniciert und vertraut worden. Den riß von der ganzen fortification
zu Rastatt werde ich mit eerstem becommen. Welches ich hier mit in aller Untertänigkeit
berichte."

Anno 1702

Am Donnerstag siedelte Markgraf Ludwig Wilhelm mit seiner Gemahlin Augusta
Sibylla nach Ettlingen über. Die Markgräfin sah einer Geburt entgegen. Am 7. Juni
um 10 Uhr des Nachts wurde glücklich ein Prinz geboren. Der Akt der Taufe am
folgenden Tage war besonders feierlich, weil viele Fürstlichkeiten und hohe Herrschaften
sowie eine große Menge Volks anwesend waren. Alle Glocken läuteten
und kündeten die Botschaft weit in die Lande. Nach der Taufe stimmten die
Priester den ambrosianischen Lobgesang12) zur größeren Ehre Gottes an. Dem
jungen Prinzen wurde der Name Ludwig Georg Simpert gegeben.

8) Thomas Lefebre, Lefebure, war ursprünglich am Hofe Markgraf Wilhelms zu Baden-Baden Maler en
mignature bis 1669, wurde dann unter dem 29. November 1669 als Kammerdiener und Hofmaler in der
markgräflichen Residenz zu Durlach angestellt; seine Tätigkeit war sehr vielseitig und reichte vom Miniaturmaler
bis zum späteren markgräflichen Baudirektor, der beauftragt wurde als „Spion" die Fortschritte des
Neubaues der Residenz zu Rastatt sorgsam zu überwachen und Meldung an den Hof zu Durlach zu erstatten
.

9) Französisch empecher = verhindern, abhalten.

10) = Arbeiter, die unter Aufsicht des Grabenmeisters, d. i. des Wallmeisters, die Gräben ausheben,
in denen hinter einem Erdwall Wassergräben (= See) geführt werden; der Seegräber war einst jener Bedienstete
, der die Wassergräben instandhalten mußte, durch die das Wasser in den See oder den Rhein floß.

11) War ursprünglich ein Leben der Grafen von Fberstein, später in Besitz der Zisterzienser von Herrenalb
, ab 1454 an die Stadt Ettlingen übertragen, um 1500 von den Markgrafen von Baden erworben, die
dort ein Wasserschloß und zu der angegebenen Zeit (1704) ein Jagd- und Lustschloß errichtet haben.

12) Bezeichnet den altkirchlichen Lobgesang „Te Deum laudamus", d. h. „Dich Gott loben wir", und wird
fälschlicherweise auf Ambrosius, Bischof von Mailand, zurückgeführt.

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