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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 39
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2. Feste oder unfeste FN

Als der Berain abgefaßt wurde, war in unserer Gegend die Entwicklung zum
FN abgeschlossen; der einzelne Name braucht aber noch nicht fest zu sein. Fast
jeder hat einen Beinamen; ob dieser aber schon fester FN ist, ist schwer zu sagen.
Die Übergänge sind noch flüssig.

Bei der Fülle der RN konnte man so unterscheiden: man beließ es a) bei seltenen
RN oder setzte den RN des Vaters zum eigenen hinzu, oder man fügte b) den
Beruf hinzu, c) einen ÜN, d) einen ON als Bezeichnung der Herkunft oder
e) den Namen der Wohnstätte.

a) RN

Die seltenen Namen treten in dem Berain ohne weiteren Zusatz auf. Vielleicht
haben ihre Träger einen Beinamen; er kann aber hier entbehrt werden. Die
oswaldus und merkelinus (= Merklin: im Mittelalter vorkommende Kurzform
„Markilo", von Namen wie Markwart, Markulf; hier erweitert und umgelautet;
vgl. die FN Merkle, Märklin, Merkel) hatten wohl keinen Namensvetter im Dorf
bzw. unter den Pächtern. Die anderen Einzelnamen des Berains sind Reste des
einst (noch bis etwa 1150) reichen Bestandes an altdeutschen RN. Sie werden jetzt
ungebräuchlich, im Gebrauch abgeschliffen und verstümmelt, vielleicht auch
nicht mehr verstanden und daher falsch geschrieben und umgedeutet: gotberat
ist vielleicht = Gotbert, aus Godaber(e)ht; und der Anklang an bekanntere Worte
hat: hineingespielt. Es kann allerdings auch einer sein, der eine bestimmte Redensart
(auf „Gottberat" etwas anfangen; später im Sinne von „auf gut Glück"9)
gern im Munde führt, ubelher kann aus einem Namen wie „Ubelhart" verstümmelt
sein; es gibt aber auch die Bedeutung „übelhörig" = schwerhörig oder
das mhd. Wort ubelaere „Übeltäter". Bei anderen Namen steht der Artikel: der
eberwin (von Ebur-win [Freund], Ebroin, später Eberwein) und der jngolt
(Ingold, aus Ing-wald; auch sonst noch bezeugt). Schwierig ist der Name binnan
(verstümmelt etwa aus Winant; oder wie Binz zu Benno; oder aus Bien-Mann =
Zeidler, Imker?).

Bei den häufigen RN ist die Deutung einfacher: hier in dieser ersten Gruppe
setzt man den Namen (oder den Beruf oder die Herkunft) des Vaters hinzu.
Man kann dabei den Vater ausdrücklich nennen: facobus, söhn des mathie (mathis
oder mathies); johannes, söhn des mathie; Johannes, des pjäffen söhn (Sohn eines
Geistlichen, vgl. die Angabe „filius sacerdotis" in anderen Urkunden; oder der
Name „Pfaff" ist schon FN, wie er auch später in Ringsheim vorkam10):
//(einricus), des luden söhn; Cuonze (Kunz, aus Kuono für Kuonrat, im Mittelalter
sehr häufig; vgl. die Wendung „Hinz und Kunz"), sun des keller (der verbreitete
Name bezeichnete den „den Einzug der Naturalabgaben besorgenden
Beamten"; Socin 478); Johannes, söhn des tuwinger (des Tübingers). — Steht der
Vaternamen ohne Zusatz hinter dem eigenen RN, dann wird es sich meist um

9) Vgl. das Ueutsdie Wörterbuch v. Jacob und Wilhelm Grimm, Art. Gottberat.

10) Der nicht seltene FN erklart sich auch daraus, daß pfaffe den gelehrten Schreiber überhaupt, ohne
Rücksicht auf seinen geistlichen oder weltlichen Stand, bezeichnen konnte (Ochs 1, 214).

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