Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 41
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0043
bumann ist ursprünglich der Inhaber eines Baulehens, eines Grundstücks, das er
gegen einen Abgabezins bewirtschaftet, oder der Leiter einer Landwirtschaft, die
etwa einer Korporation gehört11). (Wo, wie in diesem Fall, drei Namen angegeben
werden, ist einer, eben bumann, heute Baumann, FN.) Ähnlich ist der froweler
(mhd. vröuweler), ein am Oberrhein damals nicht seltener Name (Fraueier,
Freuler u. ä.) der „Zinsmann, der zu einem Frauenkloster gehört" (Brechenmacher
1, 504). Ruodolfus closener: von mhd. klosenaere = Klausner; hier genauer:
Inkluse12); schon fester Geschlechtsname. Johannes pholer: zu mhd. phal oder
phol: Stecken im Weingarten; er könnte einer sein, der sie verfertigt, zuhaut
oder setzt. (In der Mundart [Ochs 1, 214] ist Pfohler = der junge Stier; daraus
kann sich, wenn es den Ausdruck damals schon gab, ein ÜN entwickelt haben.)
heinricus holche: nach dem ostfränkischen Wort für „heilig": Helgenmacher,
Helgenschnitzer: Hersteller von Heiligenfigürchen. C. schote; die Erben des
schotte: der „Schott" ist ein Hausierer, ein herumziehender Krämer.

c) ÜN

ÜN gibt man sich nicht selbst. Sie werden von den Nachbarn verliehen, die
für menschliche Schwächen ein scharfes Auge haben, und entstehen in ganz besonderen
Situationen. Wie es zu ihnen kam, wissen oft selbst die nächsten Angehörigen
nicht.

Entweder treten uns die bloßen ÜN entgegen, oder sie sind mit einem RN
verbunden. In beiden Fällen kann ein fester FN vorliegen. Die Erben des Langen
und der C. lange tragen einen FN, da es sich um verschiedene Persönlichkeiten
handelt. Ebenso ist es wohl bei dem kerbest (ein alter Bauern-ÜN, von seiner
Tätigkeit des Erntens oder vom Zeitpunkt seiner Zinsleistung), von dem wir nur
durch seine Witwe wohl, die herbestin und durch Gertrudis, tochter des kerbest,
erfahren, der zurner (der Zornmütige, leicht Ergrimmte) kann ebenso wie der
dürre schon einen „FN" (heute Dürr) tragen. Johannes sturmer wird aus einem
ähnlich leicht erregbaren Geschlecht wie der zurner stammen, wenn sein Name
eine Erweiterung von „Sturm" = ein leicht aufbrausender Mensch ist. sturmer
kann aber auch ein ehrender (oder ironischer) ÜN, von mhd. sturmaere =
Kämpfer, sein. C. phlegehor trägt einen etwas spöttischen ÜN, und zwar einen
sogenannten Satznamen: Pfleghaar, das ist ein der Pflege seiner Frisur auffallend
hingegebener Mensch; etwas später gibt es den Namen auch in Freiburg. Sein
Gegenspiel ist der „Straubhaar". Ebenfalls ein Satzname ist swenebrot: Schwendebraten
, -brot, zu mhd. swenden: schwinden machen, vertilgen: ein guter Esser, der
mit dem Braten, dem Fleisch (oder hier dem Brot) gut aufzuräumen weiß. (1319
gibt es in Schlettstadt einen Joh. dictus Swendebrate.) Johannes kelboese (kelbose)
trägt den ÜN eines passionierten Kegelspielers (ke[ge]lboze[r]; bozen „Kegel

11) J. K. Brechenmacher, Etymolog. Wörterbuch der Deutschen Familiennamen, ßd. 1 (Limburg a. d. Lahn
1957), S. 83.

12) Vgl. B. Schelb, Inklusen am Oberrhein, in: Freiburger Diözesan-Archiv. NF 41 (1941), S. 174—253.
„Das deutsche Wort für inclusus und inclusorium in den Berainen des 14. und 15. Jahrhunderts ist Closner
bzw. Close" (S. 177). Es handelt sich im Breisgau um Laieninklusen, die „fern von einem Kloster, draußen
bei einer Kirche auf dem Land" wohnen (S. 185). In Herbolzheim und Rust seien Klosen bezeugt.

41


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0043