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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 75
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von anspruchslosen kleinen Häusern übergingen, ist als selbstverständlich anzunehmen
.

Man darf im übrigen nicht glauben, daß die Menschen jetzt in aller Eintracht
des lieben Friedens genossen hätten. Der Kampf ums Dasein hatte sie vielmehr
rauh und hart gemacht. Ihre Sitten waren grob, der Verkehr untereinander nicht
gerade zart.

Man braucht freilich nicht zu verallgemeinern, was 1654 Pfarrer Holland von
dem Dorfschulmeister Wiek schreibt: „In seinem Ehstand lebt er schändlich, ärgerlich
, gottlos, leichtfertig, schilt, schmäht und schlägt seine Hausfrau aufs aller-
ärgste."

Wiek suchte dem Pfarrer seinerseits etwas anzuhängen und erzählte von ihm,
er habe gesagt, der Landschreiber Sommervogel heiße zwar Sommervogel, es
wäre aber besser, er hieße Galgenvogel.

16. Wer läßt den Kirchturm reparieren? 1650

Eine der dringlichsten größeren Bauaufgaben war damals die Reparatur des
Kirchturmes, der im verflossenen Krieg schwer mitgenommen worden war. In
Friesenheim erinnerte man sich jetzt daran, daß das Kloster Schuttern als Zehntherr
auf der Gemarkung zu dieser Reparatur verpflichtet sei. Im dortigen Kloster
hatte man aber selber alle Hände voll zu tun mit Aufräumungs- und Bauarbeiten.
Der Abt sträubte sich daher, die Reparatur des Kirchturmes von Friesenheim zu
tragen.

In dieser Lage veranstaltete man in Friesenheim ein Zeugenverhör, um auf
diese Weise zunächst einmal die Rechtsverhältnisse festzustellen. Dieses Verhör
wirft auch etwas Licht auf die damaligen Zustände und sei daher in einigen
Stücken mitgeteilt:

„Der ehemalige Schultheiß zu Friesenheim sagt nach Erinnerung seiner Pflicht
aus, daß er allbereits über 50 Jahre alt und jederzeit von seinen Eltern wie auch
anderen Bürgern und Einwohnern gehört, daß das Gottshaus (Kloster) den Kirchturm
oder Helm wie auch das Chor zu machen schuldig sei, wie dann erwähntes
Gottshaus solchen Helm Anno 1617 hat ganz und gar ausbessern und umdecken
lassen, wozu die Gemeinde oder die Kirchensteuerkasse keinen Pfennig gegeben,
und es sei zu dieser Zeit Thomas Wenk (?) Schultheiss gewesen."

Ein zweiter Zeuge: „Johannes Wieber, ein 70 Jahre alter Bürger zu Friesenheim
, berichtet nach Erinnerung und nach Eid und Handschlag an Eidesstatt, daß
vor 60 Jahren Arbogast Lögler Bürgermeister gewesen. Damals sei der Turm oder
Helm nur mit breiten Ziegeln behängt gewesen, weil aber das Ziegeldach immerzu
löcherig und etwas baufällig gewesen, habe man es für ratsam gehalten, selbiges
abzudecken und mit Schiefer zu behängen, wie es damals die Lahrer Beamten
angeordnet, daß der Turm von unten her mit Schiefer behängt werde. Und obwohl
der damalige Abt Friedrich zuerst vorgegeben, dazu nicht verpflichtet zu
sein, sondern es auf die Kirchensteuerkasse oder die Gemeinde abschieben wollte,
so sei er dann doch durch alte Leut und Bürger davon überzeugt worden. Auch

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