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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 94
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0096
die Ableitung des Regenwassers waren eingebrochen, die Steine verschoben, kurz das
Ganze befand sich in der schlechtesten Verfassung. Man flickte notdürftig. Die Rohre für
das Regenwasser wurden aufgegeben und an ihrer Stelle wurden flache Rinnen eingepflastert
. Im Grunde hätte die Straße alle paar Jahre neu gepflastert werden müssen.
Verständlich, daß die Gemeinde diese Kosten nicht tragen wollte, zumal die fremden
Fuhrleute dem Ort wenig einbrachten und auch die Wirte kaum einen Nutzen von ihnen
hatten: „Sie bringen auf den Wägen ihr Pferdefutter mit und für sich Käs und Brot in
ihren Säcken. Ihre Zehrung in Friesenheim besteht darin, daß manchmal einer einen
Schoppen oder ein halb Maß Wein trinkt!"

Die Gemeinde stellte schließlich an das Oberamt den Antrag, ein Pflastergeld von jedem
durchfahrenden Steinfuhrwerk erheben zu dürfen und zwar 4 Kreuzer vom Wagen. Das
Oberamt wollte aber auf diesen Vorschlag nicht eingehen und entschied, die Gemeinde
sollte mit einem Anteil am Zoll entschädigt werden.

30. Poststation Friesenheim und ihre Posthalter

Wir hörten bereits, daß ums Jahr 1715 Johannes Hosch die Posthalterei in
Friesenheim versah und seine Geschäfte im Hinderschen Haus an der Landstraße
abwickelte. Sein Nachfolger im Posthalteramt war Matthias Moser. Dieser verlegte
den Postbetrieb in sein Gasthaus „Zur Krone", das oben im Dorf lag und
für diesen Zweck wenig geeignet war. Als Mosers Schwiegersohn Franz Ignaz
Volmar die Posthalterei zu übernehmen gedachte, machte das Reichspostamt es
davon abhängig, daß der Posthalter seinen Sitz wieder an der Landstraße habe.
So kam es 1765 zum Bau des „Reichsadlers" als Postwirtshaus. Hier, im Adler,
betrieb dann die Familie Volmar die Posthalterei viele Jahre, und in Friesenheim
wußte man es bald nicht anders, als daß die Volmar Posthalter seien seit eh und
je, und in einem Schriftstück heißt es: „Die Posthalterei ruht seit unerfindlichen
Jahren auf der Volmarischen Familie!" Das Amt ging also jeweils vom Vater auf
den Sohn über, und von Franz Ignaz übernahm es im Jahre 1795 Johann Jakob.

Die Bestallungsurkunde ist noch erhalten. Sie ist ein kulturgeschichtlich interessantes
Stück der Form wie dem Inhalt nach.

Während nämlich drüben in Frankreich die Revolution Adelstitel und Herr-
schaftsansprüche hinweggefegt hatte und die französischen Armeen auf dem
Sprung waren, die Lehre von der Gleichheit aller Menschen in die Welt hinauszutragen
, war in Deutschland noch das feudale Kastenwesen mit allem Schmuck
und Zierat adeliger Formen und geschraubter Titel im Schwang. Der Posthalterbestallung
des Johann Jakob Volmar sieht man dies deutlich genug an.

Siehe die Wiedergabe Seite 88, 89.

Die Posthalterei war im übrigen kein schlechtes Geschäft. Der Posthalter versah
seinen Dienst mit eigenen Fuhrleuten und acht bis zehn Pferden. In amtlichem
Auftrag fuhr er wöchentlich zweimal nach Kenzingen und zweimal nach Offenburg
. Die Kenzinger Strecke erwies sich mit der Zeit als zu weit und wurde daher
untergeteilt mit einer Station in Kippenheim.

Neben seinem gewöhnlichen Einkommen hatte der Posthalter noch mancherlei
Nutzen und Vorteil. Ihm oblag das Bewirten und Übernachten der Reisenden im
Postgasthaus, und nicht selten waren darunter Leute von Rang und Namen (J. P.

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