Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 113
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0115
werden müsse. Sie nahm immer mehr den Charakter eines Vergnügungs-Corps an,
das lediglich bei Festen in Erscheinung trat. So z. B. wirkte sie 1843 bei der Feier
des 25jährigen Jubiläums der badischen Verfassung mit und trug ihren Teil bei
„zur Verherrlichung" des landwirtschaftlichen Zentralfestes. Selbstverständlich
marschierte sie am Geburtstag des Großherzogs auf. Des öfteren wurden Corps-
Bälle veranstaltet.

Das Ausrücken zu den Waffenübungen mußte nicht nur vom Bürgermeister,
sondern auch vom staatlichen Oberamt genehmigt werden. Die Ausmärsche, die
sogar der Genehmigung durch die Regierung des Mittelrheinkreises bedurften,
führten zu Freundschaftsbesuchen bei den Bürgerwehren anderer Städte: 1838 zur
Fahnenweihe der Miliz in Lahr, 1839 nach Gengenbach, 1841 nach Zell a. H. Am
Vorabend des Ausrückens war jeweils Zapfenstreich, und in der Frühe riefen
Trommelschläge und Trompetenstöße die Mitglieder zusammen. Viele Bürger
empfanden diese Signale als unangenehme Belästigung und führten beim Oberamt
Beschwerde.

Wenn vor 1835 der Milizzwang zur Auflösung des Corps geführt hatte, so
wurde jetzt die Vorschrift, daß Befreiungen vom Dienst vor Ablauf der Kapitulationszeit
nicht erlaubt werden durften, Ursache eines neuen Prozesses. Schon
im August 1837 baten Bergwerksbesitzer August Derndinger, Gerbermeister Karl
Fischer und Ratschreiber Kornmeier, letzterer aus gesundheitlichen Gründen, um
Entlassung. Derndingers Gesuch war ohne Zweifel gerechtfertigt. Durch den Tod
seines Obersteigers war ihm die gesamte Leitung seines Bergwerks in Berghaupten
zugefallen. Dies machte seine tägliche Anwesenheit in Berghaupten notwendig.
Da er aber seinen Wohnsitz in Offenburg behielt, wurde seine Bitte zurückgewiesen
. Und als er sich weigerte, die Uniform anzuschaffen, wurde er in eine Ungehorsamsstrafe
verfällt. Wie Hansjakob wandte er sich über das Oberamt an die
Regierung des Mittelrheinkreises. Auch diese wies seine Beschwerde von der Hand,
weil sie „in formeller Hinsicht als verspätet, in materieller Hinsicht als unbegründet
, in bezug auf die Rekursordnung unzulässig" anzusehen sei, und verurteilte
ihn zur Tragung der Kosten. Im Mai 1840 wurde Derndinger nicht entlassen,
sondern von der Miliz ausgeschlossen.

Die Miliz litt aber auch unter Spannungen zwischen dem Verwaltungsrat und
dem Bürgermeisteramt, dem nach den Statuten die Protokolle, Tagebücher, Dienstund
Rangierungslisten vorgelegt werden mußten. Schon im Oktober 1838 erteilte
Bürgermeister Burger dem Corps-Chef und dem Verwaltungsrat eine heftige Rüge.
Er warf ihnen vor, ihren vorgeschriebenen Verpflichtungen nicht nachgekommen
zu sein. Mehrere Mitglieder hätten sich über die nachlässige Geschäftsführung beschwert
. Der Verwaltungsrat würde sich nur lächerlich machen und die Behörden
bloßstellen. Dem Chef wurde eine Ungehorsamsstrafe angedroht. Als diese ausgesprochen
wurde, verwahrte sich Adjutant Schuck gegenüber dem Bürgermeisteramt
. Er schrieb: „Niemand wird uns die Anerkenntnis versagen, daß wir unserem
Dienst bis jetzt mit Ehren vorgestanden und bei jedem Erscheinen uns mit Ehre
zeigten. Wenn aber das Bürgermeisteramt durch Auflagen und Einmischungen aller

8

Die Ortcnau

113


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0115