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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 127
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0129
Die Kirche wurde als Pfarrkirche ein natürlicher Mittelpunkt der Pastoration
für einen größeren Umkreis. Der Sprengel dieser Pfarrei umfaßte den weiten
Bereich aller ringsumliegenden Dinghofbezirke, und zwar nicht nur der vier straß-
burgischen, sondern auch der naheliegenden fünf gengenbachischen Curien: Kinzigdorf
, Ufhoven (später Offenburg genannt), Elgersweier, Weierbach, Bohlsbach28).
Dazu gehörten also die damals vorhandenen Siedler in den bei der späteren
Siedlungskonzentration sich bildenden Gemeinden Ortenberg, Käfersberg, Fessenbach
, Zell-Weierbach, Rammersweier, Bohlsbach, Bühl bei Offenburg, Waltersweier
und Elgersweier. Die Kirche lag schön im Mittelpunkt dieses fast unglaublich
weit ausgedehnten Bezirks, was eben nur daraus zu erklären ist, daß er sich
bei der Gründung der Pfarrei und noch sehr lange danach nur aus zerstreuten
Wohnstätten zusammensetzte29). Doch konnten die Pfarrangehörigen von allen
Seiten auf den genannten Fernlandstraßen mit ihrem Zubringerwegenetz leicht
zur Kirche gelangen.

Es verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß die Kirche oder deren
Patronat nie im Besitz der Zähringer waren30). Die häufige und stark betonte
Beifügung „ab antiquo" bedeutet eben „von Anfang an", so daß wir nicht
daran zweifeln dürfen, daß das Patronat „seit Gründung der Kirche" dem
Domkapitel gehörte und von ihm nie aufgegeben wurde. Dieses straßburgische
Patronat zeigt unwiderleglich den Gründer der Pfarrkirche auf seinem eigenen
Boden an: den Bischof von Straßburg.

Die Kirche war dem heiligen Kreuz geweiht. Die Nebenpatrone waren Bischof
Aper, Ritter Gangolph und St. Ursula, lauter Straßburger Heilige, die ebenfalls
die alte straßburgische Abhängigkeit erkennen lassen.

Bei der allmählich immer größer werdenden Masse von Menschen, die an den
Sonn-, an den vielen Feier- und Begräbnistagen31) bei der Pfarrkirche zusammenströmten
, wird sich unter dem Einfluß von Straßburg schon früh das Bedürfnis
nach Wareneinkauf und -austausch gezeigt haben. Die nahen Märkte in Straßburg
mögen die ursprüngliche technische Selbstversorgung der Bauernhöfe rascher aufgelöst
haben als anderswo. An den Curien entstanden die ersten eigentlichen
Handwerker.

Nun waren die Fürstbischöfe von Straßburg im 10. und 11. Jahrhundert sehr
darum bemüht, den rechtsrheinischen Teil des Bistums auch wirtschaftspolitisch
mehr und mehr in ihr Herrschaftsgebiet einzugliedern32). Jeder deutsche König
wurde auch Mitglied des Straßburger Domkapitels. Daher war es für den Bischof

28) RegBiStr. II Nr. 1429 von 1253. Die Ortenau 1961 S. 122 ff.; J. Sauer, Die Entstehung der ältesten
Kirchen Mittelbadens, in: Die Ortenau 1913, S. 10.

29) Urk. von 1253, RegBiStr. II Nr. 1429; U. vom 3. 4. 1242, GK 30/154 Offenburg; 17. und 23. 6. 1329;
24. 6. 1397, ebenda, Offenburg. J. Sauer a. a. O.

30) Es war eine irrtümliche Auslegung, daß aus der straßburgischen Urkunde von 1221 (RegBiStr. II, 868)
hervorgehen soll, Herzog Bcrthold V. von Zähringen habe das Patronat der Pfarrkirche Offenburg vom
Bistum Straßburg zu Lehen getragen.

31) Es war das Recht der Pfarrkirche, daß alle Gläubigen im Kirchhof der Pfarrkirche beerdigt werden
mußten. Historisches Jahrbuch 1928, S. 1 ff.

32) W. Knausenberger, in: Die Ortenau 1964, S. 80 ff.

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