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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
48. Jahresband.1968
Seite: 133
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1968/0135
vorhanden. Doch ist die Bezeichnung „in loco Offinburc" auffallend und mag eine
dünne Andeutung sein, daß die Gründung noch in den Anfängen steckte. Noch
gewisser ist damit gemeint, daß der Verkündigungsakt in der Straßburger Curie
stattgefunden hat. Wie dem auch sei, diese Notiz enthält immer noch die früheste
Erwähnung Offenburgs47).

Bei dem auch sonst in der mittleren Ortenau zu jener Zeit stark angewachsenen
bischöflich-straßburgischen Landbesitz sowie bei den vorwärtsdrängenden Handelsinteressen
fühlten die Fürstbischöfe immer mehr die Notwendigkeit, dort einen
städtischen Mittelpunkt einzurichten. Dazu bot sich sozusagen mit Naturnotwendigkeit
der Raum unseres Offenburg an. Nach all dem bisher Angeführten werden
wir nicht fehlgehen, wenn wir bis zur Auffindung noch genauerer Hinweise feststellen
, daß Offenburg in den 1130er Jahren gegründet wurde. Als Gründer
kommt am ehesten Bischof Gebhard (1131—1141), ein Graf von Urach, in Frage48).

Es ist aber auch in Urkunden festgehalten, daß der Bischof wirklich der rechtliche
und der tatsächliche Stadtherr von Offenburg bis ins 12. Jahrhundert hinein
gewesen ist. Wie schon angemerkt, waren die bischöflichen Landbesitze in der
Ortenau ehemalige Reichslehen gewesen, die inzwischen zu festem Eigentum (Allod)
erstarrt waren.

Bischof Rudolf49) (1162—1177) war ein eifriger Anhänger und Helfer des
Kaisers Friedrich Barbarossa (1152—1190). Auf dessen Nötigung493) hin hat der
Bischof das Offcnburger Lehen dann tatsächlich als Familienerwerb an Barbarossa
verliehen. Diese politisch bedingte Verwaltungsänderung haben wir also auf nicht
allzulange nach 1162 anzusetzen.

Die auffallende Kleinheit des neuen Lehens zeigt aber doch an, daß der Bischof
und das Domkapitel dem Kaiser zwar zu Diensten sein wollten, aber nur bereit
waren, den Rand des straßburgischen Vorfeldes, wenngleich dessen wichtigste
Stelle, abzugliedern. Außerdem ließen sie auch für künftig in Offenburg eine ausbaufähige
Stellung zurück, und zwar dadurch, daß dort die straßburgische Haupt-
Curie im Nutzbesitz des Domkapitels verblieb, so daß hier auch später wenigstens
eine straßburgische Verwaltungszentrale vorhanden war. Offenburg blieb auch
weiterhin im engsten Ausstrahlungsbereich von Straßburg.

Merkwürdigerweise ist diese Tatsache, die doch von erheblicher Wichtigkeit und
dazu noch urkundlich gesichert ist, unbeachtet geblieben. Der Urkundentext sagt
ganz schlicht und klar, daß Kaiser Friedrich II. dieses Straßburger Lehen haben
solle „unter denselben Bedingungen, wie es Kaiser Friedrich I. besaß" 50).

Auch dessen Sohn, Kaiser Heinrich VI. (1190—1197) hat es noch innegehabt.
Mit anderen Worten: Die straßburgische Stadt Offenburg wurde nach 1162 (das

47) Aus städtebaulichen Gründen kommt Schwincköper a. a. O., S. 76, zu dem noch unbestimmteren
Ergebnis, daß die Gründung Offenburgs in den Anfang des 12. Jahrhunderts gehört.

48) Nach L. Pfleger, Kirchengesch, der Stadt Straßburg im Mittelalter, und Mitteilung von W. Methler.

49) L. Pfleger, Kirchengeschichte der Stadt Straßburg im Mittelalter, S. 40.

49a) J. Fritz, Territorium, 60: Der Stauferherzog Philipp versprach, „Alles von Barbarossa und Heinrich
VI. Abgenötigte (ablata) zurückzuerstatten", Annales Marbacenses.

50) Urk. vom 25. 8. 1221, RegBiStr. II, Nr. 868.

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