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scheu und verstummten, als sie meiner ansichtig wurden. Meine Eltern waren bei
mir und hatten mitgehört. Die Mutter kannte das Lied aus ihrer Heimat Oden-
heim bei Bruchsal; sie hatte es während ihrer Mädchenzeit in den fünfziger Jahren
des vorigen Jahrhunderts mit ihren Kameradinnen gesungen. Sie sang es mir
dann zu Hause vor, ich zeichnete es auf und schloß es in mein Raritätenkästlein
und zog es jetzt daraus hervor. Es lautet:
An
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ih - ren blau - cn Äug-lein floß manche Trä-ne in das Gras.
2. Sie band aus Blumen einen Strauß und warf ihn in den Strom. „Ach,
guter Vater", rief sie aus, „ach, liebe Mutter, komm!"
3. Ein reicher Herr gegangen kam und sah des Mädchens Schmerz, sah
ihre Tränen, ihren Gram und dieses rührt sein Herz.
4. „Was fehlet, liebes Mädchen, dir, was weinest du so früh? Sag'
deiner Tränen Ursach mir. Kann ich, dann helf ich dir."
5. „Dort an der grünen Rasenbank ist meiner Mutter Grab. Ins
Wasser ging sie, weil sie krank, der Vater auch ertrank."
6. Er nahm das Mädchen bei der Hand und führt es in sein Haus. Er
zog ihr Ring und Kleider an, sie zog die Trauer aus.
7. Sie aß an seinem Tisch und trank aus seinem Becher satt. „Du
guter Reicher, habe Dank für deine gute Tat!"
Ich fühle mich gedrungen, auf die feine Einfühlung der Sängerinnen in die
Harmonisierung des Liedes bei der Führung der zweiten Stimme am Übergang
von der Terz zur Sext aufmerksam zu machen.
Leid aus einem Lied
Im Jahr 1898 hatte ich an einem Sonntag mit einem Schulkameraden aus Steinbach
die Yburg besehen und wollte mir auf dem Rückweg von ihm über die
Ritter dieses Geschlechts erzählen lassen. Er wußte nicht viel, dagegen sang er mir
ein Lied vor, das, wie er sagte, von den Steinbacher Burschen bei jeder Gelegenheit
den Bürgern zu Gehör gebracht wurde:
i l ' 1 J
| J- J J J
—G^—J—
1. Ich hat - te einst ein Mäd-chen1), wie je - der Bur - sehe tut. Ich
1) Als Fürwort in der 3. Person benützt der Volksmund für „Mädchen" die weibliche Form „sie".
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