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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0278
älteren Bergnamen weichen mußte. Sichere Hinweise für diese Vermutung gibt es
aber nicht.

Fast immer hat man die Willenburg in ihren Erwähnungen mit der Bezeichnung
„Burgstall" bedacht, womit offensichtlich eine Charakterisierung gegeben wird.
Wir haben es hier mit einem im 15. und 16. Jahrhundert geläufigen Begriff zu tun,
der damals eine unbewohnte, zerfallene oder schon völlig abgegangene Burg bezeichnete7
). Das bedeutet in unserem Fall, daß die Willenburg spätestens im Jahre
1491, wahrscheinlich aber schon viel früher, nicht mehr bestand, daß sie eine Ruine
war, der das Attribut „Burgstall" zukam. Zum Vergleich sei angemerkt, daß damals
, Ende des 15. Jahrhunderts, beispielsweise die Nachbarburgen Schiltach und
Schenkenzell noch voll und ganz in Betrieb waren.

Als Ruine ist die Willenburg übrigens auch auf alten Landkarten eingezeichnet,
so ganz deutlich auf dem Blatt „Schiltacher Vorst" (1592) des von Georg Gadner
angefertigten Kartenwerkes8). Es ist schwer zu sagen, inwieweit das dort verwendete
Symbol der Wirklichkeit entsprach. Tatsache wird aber sein, daß damals
noch bedeutende Mauerreste vorhanden waren, sonst wäre die Darstellung der
Ruine nicht so kräftig ausgefallen. Sie muß noch lange ein markanter Punkt gewesen
sein, da sie regelmäßig bis ins 18. Jahrhundert hinein auf allen Karten der
Umgegend groß eingezeichnet ist9).

Außer dem Namen der Burg und ihrem Zustand Ende des 15. Jahrhunderts erfahren
wir noch eine dritte Tatsache aus den wenigen Quellen, die ebenfalls beachtet
werden muß. Jeder der bisher aufgefundenen Belege erwähnt den „Willenburger
Burgstall" als Grenzpunkt, an welchem die Herrschaften Schiltach und
Schenkenzell zusammenstießen. Es kann keine Frage sein, daß eine solche Grenze
nicht quer durch eine noch bestehende Burg verlaufen ist. Das bedeutet aber, daß
die Willenburg älter als diese Grenzziehung sein muß; diese konnte erst erfolgt
sein, nachdem die Burg aufgegeben war und auch rechtlich nicht mehr existierte.

Die ganze Sache macht irgendwie den Eindruck, als ob man sich in Schiltach
und in Schenkenzell einmal dahingehend geeinigt hat, die Willenburg aufzugeben
oder zu zerstören, um sie dann in gemeinsamen Besitz zu nehmen. Möglich wäre
auch, daß man beim Aufbau der jeweiligen Herrschaften und der Festlegung ihrer
Grenzen auf das alte Gemäuer gestoßen ist und zur Vermeidung von Vorteilen
für eine der beiden Seiten seine Aufteilung beschlossen hat. Wie dem auch gewesen
sein mag, es steht fest, daß die Burgen Schiltach und Schenkenzell die Willenburg
beerbt haben und ihre Rechtsnachfolger geworden sind. Zu einem noch unbekannten
Zeitpunkt müssen die drei Burgen in einem gewissen Zusammenhang
gestanden haben, der zwar noch nicht zu durchschauen ist, den aber jede weitere
Forschung berücksichtigen muß.

7) Hans-Martin Maurer, Die landesherrliche Burg in Wirtemberg im 15. und 16. Jahrhundert, Stuttgart
1958, S. 9 ff.

8) Hauptstaatsarchiv Stuttgart, Bestand Gadner (N 3 Nr. 1, Blatt 21), vgl. Abbildung.

9) Als Beispiele seien genannt: Jakob Mentzinger, „Mathematischer Grundriß der Fürstlich fürstenbergi-
schen Herrschaft Kinzigtal" (1655), abgebildet in: Die Ortenau 28 (1941), bei S. 78. — Eine in Schiltacher
Häusern noch oft anzutreffende Karte ist die Darstellung von G. Bodenehr „Schiltach, mit dero Gegend
auf 2 Stund", Stuttgart 1692.

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