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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0287
entgegensteht, ist so offensichtlich, daß wir ihn als den entscheidenden Grund für
den Bau der Willenburg betrachten können. Ihr war von Anfang an die Aufgabe
gestellt, an beherrschender Stelle die Sicherung eines der wichtigsten Schwarzwaldpässe
zu übernehmen.

Diese Klarstellung ihrer Funktion ermöglicht es, die Willenburg einem Burgentyp
zuzuordnen, der von K.S.Bader als „Herrschaftsburg" bezeichnet wird27).
Anders als die „Ritterburgen", die Wohnsitz adliger Familien waren und der
Ortsherrschaft dienten, standen die „Herrschaftsburgen" in einem größeren Ganzen
. Ihnen oblagen spezielle Verwaltungsaufgaben, etwa Aufsicht über Rodetätigkeit
, Zollerhebung, Schutz des Bergbaues oder eben Überwachung des Verkehrs,
die sie im Auftrag einer Landesherrschaft wahrnahmen. Von dieser wurden an
Brennpunkten ihrer Interessen und zum Schutz ihrer Rechte solche „Herrschaftsburgen
" errichtet und mit Burgmannen besetzt. Diese mußten sich dauernd auf
ihrer Burg aufhalten, was erklärt, daß sie selten als Zeugen fungieren28). Genau
das könnte der Grund dafür sein, daß wir von der Willenburg keinerlei zeitgenössische
Erwähnungen haben. Denn ihre mutmaßliche Eigenschaft als „Herrschaftsburg
" mit einer genau umrissenen Aufgabe legt nahe, daß sie ebenfalls mit solchen
Burgmannen belegt war.

Von hier kann nun eine Verbindungslinie zur baulichen Charakterisierung der
Willenburg gezogen werden. Ihre Hauptkriterien, die Wehrhaftigkeit und die
Kleinheit, lassen sich gut mit dem in Einklang bringen, was einst ihre Aufgabe
war: Schutz der Straße durch einige Burgmannen ohne große Hofhaltung.

Von dieser Basis aus kann auch das letzte noch offene Problem angegangen
werden, die Frage des Erbauers und Besitzers der Willenburg. Die Burgmannen,
die sie bewohnten, sind hier weniger wichtig als der hinter ihnen stehende Große.
Denn es kann keine Frage sein, daß eine Burg an diesem wichtigen Platz nicht
bloß lokale Bedeutung hatte, sondern in ein größeres herrschaftspolitisches Konzept
eingebaut war. Wer aber hatte im 12. Jahrhundert ein solches Interesse an diesem
Schwarzwaldpaß, daß er ihn durch eine Burg sichern ließ?

Werfen wir einen Blick auf vergleichbare Gegebenheiten, auf die Anfangs- und
Endpunkte der anderen Schwarzwaldübergänge, so ist die Feststellung kaum mehr
überraschend, daß sie alle genauso durch Burgen befestigt waren.

Schon am entgegengesetzten Ende der Kinzigtalstraße, bei ihrem Eintritt in den
Schwarzwald, steht die Ortenberg, deren Sperrlage unverkennbar ist. Ihre Erbauung ist
sehr früh anzusetzen. Sie war in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts in Staufischem Besitz.
In ihrer Funktion ist sie der Willenburg ähnlich: Unter anderem Sicherung der Straße
und Überwachung des Verkehrs durch Burgmannen29).

Die andere Teilstrecke der Kinzigtalstraße verlief durchs Gutach- und Schwanenbachtal
über St. Georgen nach Villingen, wo sie durch die Warenburg gedeckt wurde. Auch diese
war eine Zähringerfeste, deren Aufgabe im Straßenschutz lag30).

27) K. S. Bader, Kürnburg, a. a. O., S. 126 f.

28) Hans-Martin Maurer, Die Burg im Gefüge der mittelalterlichen Herrschaft = 18. Protokoll der
Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche Landeskunde am Oberrhein e. V., S. 17.

2») Vgl. dazu: Die Ortenau 34 (1954), S. 101 ff., und Die Ortenau 1969, S. 10 ff.
30) Vgl. K. S. Bader, Kürnburg, a. a. O., S. 114 ff., S. 124.

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