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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1970/0362
ff

Seiten, war durch zwei Stockwerke gediehen und hatte schon Teile einer mit Stuckarbeiten
verzierten, flachen Decke aufzuweisen, die einen kleinen Begriff gab, wie
festlich schön dieser etwa 20 Meter lange Saal geworden wäre. Leider wurde er
um 1937 vernichtet, indem die NS-Partei ihn zu Büroräumen für ihre Kreisleitung
umbauen ließ. Die nördliche Hälfte dieses Flügels bekam im unteren Stock die
große gewölbte Schloßküche, deren Tonnengewölbe in der Mitte auf einem Pfeiler
ruhte. Ein mächtiges Kamin mit Renaissance-Ornamenten war dort, das man
leider auch in den 1930er Jahren sinnlos zerstörte.

Dieser Bau Maximilian Franzens hätte die Hauptresidenz der Fürstenberger
geben sollen. Bei ihm ließ der Landgraf auch noch einen Garten anlegen, den
heutigen „Herrengarten" mit Pomeranzenhaus und Fischweiherlein. Ja, der Graf
ließ von der Galerie der Kapelle eine Treppe hinabbauen in den seitherigen Stadtgraben
, der ja nicht mehr wie einst zur Verteidigung dienen konnte; er wollte
noch einen kleinen Tierpark darin anlegen. Was hätte er alles noch gemacht und
was wäre aus Wolfach geworden, wenn seine Pläne verwirklicht worden wären,
für die er zehn Jahre hindurch Sandsteine vom hohen Staufenkopf holen ließ für
all die vielen Tür-, Tor- und Fenstergewände. Sie wurden auf Schlitten über den
Berggrat zwischen Langenbach und Übelbach befördert, dann steil den Berg hinab,
so viele, so schwere, so lange Zeit, daß sich im Gelände ein Hohlweg eingrub, wie
wir einen solchen sonst in unsrer Gegend nicht kennen. Wie viele Kunstschmiede
waren am Werk für diesen riesigen Bau, wie viele Schreiner, Maurer, Steinmetze,
Stukkateure! Was muß es eine Glanzzeit für das kleine Residenzstädtle gewesen
sein, jene zehn Jahre des Schloßbaues! Noch heute finden wir genug Spuren auch
in alten Bürgerhäusern, sogar in der Umgebung! Immer wieder die Ornamente des
Schlosses! Und was im Großen auf den fünf hohen Giebeln des Schlosses prangte,
in kleinerem Maß kam es auf die Giebel der Bürgerhäuser, bis auch diese den
vielen Bränden zum Opfer fielen und einfacher und bescheidener wieder aufgebaut
wurden ohne Obelisken, Zierschnecken und Rollwerk, auch ohne die zierenden
Erker, die, zum geplanten Fürstensitz passend, nach der Überlieferung und nach
Funden zu schließen, die meisten Häuser der stattlichen Haupt- und Marktstraße
schmückten.

Der 23. Oktober 1681, an dem Maximilian Franz mit Gattin und Tochter nach
Straßburg reiste zum Einzug Ludwigs XIV. und zur Wiedereinsetzung seines
Vetters als Straßburger Bischof nach langem Exil, wurde ein Unglückstag auch für
Wolfach, als der bereits kranke Landgraf am andern Tag infolge einer Schwäche
eine Stiege hinunter fiel und wenige Zeit darauf das Zeitliche segnete.

Der Traum einer dauernden Fürstenresidenz war danach für Wolfach ausgeträumt
. Die Nachfolger Maximilians hatten kein Interesse mehr an diesem Bau,
sie hatten auch kein Geld, sie hatten Schulden zu tilgen.

Manches blieb unvollendet, einiges wurde zu einem provisorischen Abschluß gebracht
, so die Schloßkapelle, bei der man vielerlei solcher Spuren fand, bis sie
endlich bei der Renovierung 1962—1967 vollendet wurde.

Das Treppenhaus in der Mitte dieses Traktes blieb uns mit seinem schönen
Gewölbe glücklicherweise erhalten, ebenso die Gewölbe im unteren Stockwerk in

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