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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 66
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Diesem wollte einmal ein loser Geselle die Schnur Granaten nehmen, welche es
um den Hals hatte, er bekam aber von dem Bilde eine so derbe Ohrfeige, daß er
alle Lust zum Diebstahl verlor.

Ein andermal gingen dort zwei Franzosen auf der Landstraße, und als sie das
Bild erblickten, schlug der eine sein Gewehr darauf an, indem er zum andern
sagte: „Warte, ich will der Dirne eine Kugel geben." Aber das Gewehr ging nicht
los, und er erstarrte, daß er regungslos in der Stellung verblieb. Da flehte der
andere Maria um Hilfe an und erlangte dadurch, daß sein Gefährte sich wieder
bewegen konnte. Dieser hat darauf niemals mehr gewagt, das Muttergottesbild
zu verunglimpfen59.

Noch heute grüßen die Kirchenbesucher das einst in Vergessenheit geratene
Marienbild in der Kapelle durch Verneigung und Gebet.

Der Friedhof

Pfarrangehörige und Wohltäter der Lindenkirche wünschten sich in der Nähe der
Gnadenmutter ihre letzte Ruhestätte. Gräber und Grabsteine bezeugen, daß bereits
im 16. Jahrhundert bei der Kirche ein Friedhof angelegt war. Dieser wurde
mit einer Mauer umgeben und diente bis 1790 als Friedhof.

Beim Bau der Lindenkirche wurde 1758 unter dem Vierzehn-Nothelfer-Altar mit
Eingang vor der Kommunionbank für die Patres in Ottersweier eine Krypta
angelegt. Als erster fand der Erbauer der Kirche, Pater Germans, 1769 dort seine
Ruhestätte. Die Gruft wird heute nicht mehr benutzt.

Von den zwei an der Kirchenwand eingemauerten Grabsteinen lautet die Inschrift
: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt. Er wird mich am Jüngsten Tage erwecken
von der Erde."

„Den 11. 6. 1604 starb Herr Antoni Gremer, gewester Inhaber des Hubbades, dem
Gott gnädig sein wolle. Amen"

Der heutige Friedhof, an der Rückseite der Kirche angelegt, dient ausschließlich
als Begräbnisstätte für die Kapuziner von Maria Linden und Karlsruhe.

Rückschläge durch Kriegswirren

Nach den Religionskämpfen, ja schon von diesen verursacht, brachten auch die
politischen Unruhen der Wallfahrt einen schweren Rückschlag. Während des
Dreißigjährigen Krieges 1618—1648 wurde unser Gebiet bald von kaiserlichen,
bald von schwedischen und französischen Truppen besetzt. Spinola rückte 1622
aus den spanischen Niederlanden mit Kroaten ein und zerstörte Bühl fast völlig.
Der Schwede Gustav Horn überfiel 1632 mit 6000 Mann die Markgrafschaft.
Nicht zufrieden mit den Plünderungen, nicht nur, daß die Felder brach blieben,
wurden 1634 in Ottersweier 15 Bauernhäuser von den Kroaten niedergelegt;
1637 mit dem Pfarrhaus wieder 50.

59 MCh, S. 32—33.

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