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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 67
(PDF, 52 MB)
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Die benachbarten Württemberger schlössen sich sofort, nur bäuerlich ausgerüstet,
diesen Feinden an. Sie verwüsteten und plünderten alles, was sie fanden. Ihrem
Beispiel folgten andere Herrschaften, sie schafften Mannschaften und Kriegsgerät
herbei, und so wuchs rasch ein Heer heran, das niemand mehr aufhalten
konnte. Horn verlangte eine ungeheure Summe Geld und Geiseln. Die Angst
und Verzagtheit grenzte an Irrsinn. Als die Bürger einmal in Baden-Baden beim
Gottesdienst waren, verbreitete sich die Schreckensnachricht, „der Feind sei da
und stehe vor den Toren". Die Leute flohen mit großem Geschrei und Lärm aus
der Kirche. Nur der Priester mit dem Meßdiener blieb am Altar.

Derselbe Chronist schreibt: „Der Wahnsinn gegen Gott war bereits so groß, daß
in Straßburg und anderswo Lutheraner, wenn sie abends die Kinder zu Bett
brachten, diese noch frügen: ,Sag, mein Kind, wer ist der Heiland?1 — die
Kinder antworteten: ,Der Herrgott von Schweden.' — ,Nun geh, mein Kind,
der schwedische Gott schütze dich.'" Die Jesuiten wurden ausgewiesen und kamen
zunächst nach Schlettstadt und dann nach Lauterburg. „Als die Unsrigen so fortgeschickt
waren, kehrten die Soldaten in unser Haus zurück. Dort durften sie
einige Tage ihrer Lust fröhnen und plünderten. Was da an Kleidern und Hausrat
ihrer Lust entsprach, galt als Beute. Betrunkene Soldaten, angetan mit dem
Ordenskleid, das Priesterbirett auf dem Kopfe, torkelten durch die Straßen."60

Von 1672 bis 1679 hatte Ottersweier wieder unter den Franzosen zu leiden, da es
an der Straße von Straßburg nach Deutschland hinein lag. Was Abt Gallus Wagner
vom Jahre 1674 in der Chronik von Schwarzach berichtet, mag auch auf
Ottersweier zutreffen: „Die lüneburgisch-cellischen Soldaten verwüsten die
Kirche zu Bühl und Kappelwindeck, reißen die Heiligenbilder und sogar Kruzifixe
von den Altären, treten sie mit Füßen und werfen sie unter sakrilegischen
Spottreden ins Feuer. Die Einwohner sind ins Gebirge geflohen."61

Vom folgenden Jahre berichtet die Chronik: „Die Brandenburger Soldaten verübten
in der Markgrafschaft große Grausamkeiten. Sie schnitten den Leuten die
Ohren und Nasen ab, durchbohrten ihnen die Hände, spießten sie mit der Haut
an die Wand, schlugen ihnen Schuhnägel in die bloßen Füße oder schnitten ihnen
ein Kreuz in die Fußsohlen und trieben, was sonst ihnen Unmenschlichkeit
eingab." 62

Grausamkeiten wurden von französischen und deutschen Truppen ohne Unterschied
verübt. 1674 hatten hannoversche Soldaten wie wilde Tiere in Bühl gehaust
.

1688—1697 kamen neue Bedrängnisse durch den Pfälzischen Raubkrieg und
1689 unter Melac im Orleanischen Krieg. 1703—1704 wurde die Bühl-Stollho-
fener Linie vom Türkenlouis verteidigt, wodurch die Franzosen in ihrem Vormarsch
auf Deutschland aufgehalten wurden. 1704 führte Prinz Eugen den

«0 Ebda., S. 53, zu folgenden Ausführungen siehe auch: Acher- und Bühler Bote, 1902, Nr. 16, FKB 1898,

Jg. 42, S. 165, 181, 202, und Fischer, Pfarrchronik von Bühl (1938), S. 4 ff.
«1 Ebda., S. 52.
62 Ebda., S. 53.

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