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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 72
(PDF, 52 MB)
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Breithurst mit vierzehn Familien, keiner Kirche, im badischen Amt Bühl gelegen.
Waldmatt mit zwölf Familien, keiner Kirche, im badischen Amt Bühl gelegen.
Wer diese Angaben zu Gesicht bekommt und die genannten Orte auf der Karte
aufsucht, bekommt einen Einblick in das Ausmaß an seelsorglicher Arbeit, in die
sich die Jesuiten zu Ottersweier zu teilen hatten.

Die Pilger

Woher und wann die Pilger kommen, wie sich die Wallfahrt gestaltet, darüber
erfahren wir erst Genaues aus der gut geführten Chronik der Jesuiten.
Zur Zeit der Glaubensspaltung und während des Dreißigjährigen Krieges war die
Wallfahrt fast eingegangen. Sobald aber der katholische Glaube in der Markgrafschaft
wieder Fuß fassen konnte, trafen auch die Prozessionen wieder ein. So
konnte Pater Zinner im Jahre 1623 vor 7000 Zuhörern im Freien predigen.
Den Pilgern wurden zur Erinnerung an die Wallfahrt schwarz-weiß gedruckte
Andachtsbildchen mit der Wallfahrtskirche und dem Gnadenbild überreicht.
Wann und wo die ersten Bilder gedruckt wurden, läßt sich nicht mehr feststellen.
Wir finden aber einen schönen Holztiefdruck im Gebetbuch von Pater Schom-
martz.

Die Prozessionen erhielten immer einen besonderen Glanz, wenn sich der Markgraf
beteiligte. Der Chronist erwähnt für das Jahr 1659: „Dabei gab unser Fürst
mit seinem ganzen Hof und unter großer Beteiligung aller Rangordnungen das
bei Fürsten seltene Beispiel, daß er von Bühl aus hinter den Geistlichen mit dem
Allerheiligsten die Prozession hin und zurück begleitete70.

Die Pilger kamen aus Baden-Baden, wo die Jesuiten die Bürgersodalität eingeführt
hatten. Sie brachten jährlich eine große Kerze mit. Auf Philipp und Jakobus,
1. Mai, kam eine Prozession aus Steinbach, zum Josefstag und in der Kreuzwoche
aus Bühl, auf Mariä Heimsuchung aus Sasbach, auf Kreuzauffindung aus Neusatz,
und am Dienstag in der Kreuzwoche trafen die Prozessionen aus mehreren Nachbarorten
zusammen ein. Im Jahre 1746 wurde die alte Prozession aus Stollhofen
erneuert, die bis zu Anfang des letzten Jahrhunderts gepflegt wurde.
Die Prozessionen kamen auch an heißen Sommertagen. Wenn in Kriegszeiten die
Soldaten die Wege gefährdeten, kamen die Pilger einzeln. Die Ämter Baden, Bühl
und Steinbach hatten schwer unter den Hexenverfolgungen zu leiden. Wie in ganz
Deutschland atmete man auch in unserer Gegend auf, als durch die Bemühungen
des Jesuiten Friedrich von Spee die Hexenverbrennungen eingestellt wurden. Mit
dem Markgrafen Ludwig Wilhelm und dem Konstanzer Weihbischof kamen 1623
über 7000 Menschen zu einer Dankwallfahrt nach Maria Linden.

Die Markgräfin bat 1714 auf dem Wege ihrer Wallfahrt nach Maria Einsiedeln
um den Segen mit dem Allerheiligsten. Die Jugend von Ottersweier begrüßte sie
dort mit einer Gewehrsalve. Bei ihrer Rückkehr begrüßten sie sechzig Reiter mit

70 FDA 72 (1952), S. 143.

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