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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 94
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Abb. 4

Aufn.: Pfarrer Dr. Jörg Zink

Zu den Fehlinterpretationen gehört die Deutung der Freudenstadter Drachen als
Schwäne, aus deren Rachen und Schwanzenden die Man-Rune hervorkomme; auch
die anderen Darstellungen seien nur eine Übertragung heidnisch-germanischen
Gedankengutes ins Christliche 13. Damit wollen wir auf keinen Fall die Möglichkeit
einer unterschwelligen Tradierung altgermanischer (oder auch keltischer) Vorstellungen
und ihre teilweise Transponierung in die christliche Kunst leugnen. Aber
die Grundsubstanz der Darstellungen an einem christlichen Taufstein wird eben
doch vom christlichen Glauben her bestimmt sein, auch wenn einzelne Motive ihrer
Form nach in vorchristliche Zeit zurückreichen. So läßt sich z. B. beim Fries zu
Andlau (Elsaß) am Westbau eine Darstellung einwandfrei auf die germanische
Thidreksage zurückführen: Der Gotenkönig Dietrich von Bern befreit den im Maul
eines Drachen steckenden Sintram; auf der Seite wartet der treue Hildebrand mit
Dietrichs Pferd. Aber selbst im „heidnischen" Gewand ist die Bildaussage christlich
; es ist ganz einfach der Kampf des gläubigen Ritters gegen die Verkörperung
des Bösen.

In der christlichen Kunst des Abendlandes ist der Drache - in Anknüpfung an das
apokalyptische Untier: „Et proiectus est draco ille magnus, serpens antiquus qui
vocatur diabolus et satanas qui seducit Universum orbem" (Offb. 12, 9) - immer
die Verkörperung von Gottes Widerpart und kann dabei in drei Haltungen dargestellt
werden: als heimtückischer, die guten Geschöpfe bedrohender Angreifer
oder Verführer (z. B. an der Fassade zu St. Jakob in Regensburg ist ein Mensch
in den Windungen des Drachenschwanzes gefangen, ein junger Löwe im Maul), als
Kämpfender (an der Kanzel von San Bartolommeo zu Pistoia kämpft ein Drache
gegen einen Löwen, der Christus repräsentiert) und schließlich als Besiegter (so
zeigt beim Albani-Psalter die Initiale zu Psalm 73 den mit einem Hammer auf
den Drachen einschlagenden Christus entsprechend dem Vers 14).
Auch auf unserem Tauf stein sind die Drachen Hinweis auf das Lebensbedrohende;
aus Rachen und Schwanz speien sie höllisches Feuer; eine Parallele zu dem drei-

13 Julius Nase: Der Freudenstadter Taufstein. Ein Zeuge wurzelechten Deutschtums aus dem 12. Jahrhundert
. Stuttgart o. J.

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