Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
51. Jahresband.1971
Seite: 174
(PDF, 52 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1971/0176
Der Wohnteil der Stadterweiterung war notwendig, weil mit der Niederlassung
der Grafen von Fürstenberg und dem Schloßbau sich auch die Einwohnerzahl vergrößerte
. Es entstanden dadurch zwei neue Gassen: die Bachgasse und die heutige
Metzgergasse. Das Schloßgebiet und der neue Wohnteil wurden mit Mauer und
Graben in die Befestigung einbezogen. Der neue Befestigungsring schloß sich einerseits
an den Mauerring des Kirchhofs an und nahm an der anderen Seite in der
Gegend des Hochturms Verbindung auf mit der älteren Befestigung. Der Gesamtgrundriß
der Stadt erhielt so eine natürliche Abrundung und eine nahezu kreisrunde
Form. Die Erweiterung ist so geglückt, daß wir Heutigen Mühe haben zu
erkennen, ob der Stadtgrundriß aus einem Guß entstanden ist, und geschichtliche
Untersuchungen anstellen müssen, um festzustellen, daß die Stadt nacheinander
in zwei Etappen entstanden ist. Bei näherem Hinsehen fällt an einer Stelle doch
etwas auf. Da, wo die beiden Gassen, die Bachgasse und die heutige Metzgergasse
, an ihrem nördlichen Ende zusammenstoßen, ist ein stiller Wohnwinkel, entstanden
, der in späterer Zeit einmal sogar den Namen „der goldene Winkel"
erhalten hat45, von dem aber keine vollwertige Verkehrsstraße nach der Hauptstraße
durchgebrochen wurde. Dies wirkt sich jedoch erst bei dem heutigen stark
angewachsenen Verkehr als nachteilig aus. Das schmale Gäßlein zwischen der
Bäckerei vom Müllerbeck (Bäckerei Neumaier, Hauptstraße 34) und der Färberei
Hansjakob (Hauptstraße 29) erfüllt heute den Zweck nicht mehr.

Von den Grafen der Haslacher Linie war der 1341 verstorbene Graf Götz der
bedeutendste und ist für uns Haslacher immer noch wichtig und erwähnenswert.
Er fand seine Grablege in der romanischen Stadtkirche, und über seinem Grab
baute sich ein Grabmal auf, in der Form, wie dies bei hervorragenden fürstlichen
Personen üblich war. Über einem sarkophagähnlichen Aufbau, einer Tumba (lat. =
Grab), darüber auf einer Steinplatte die in Stein ausgehauene Gestalt des Verstorbenen
, ein Grabmal, wie solche da und dort in Kirchen noch erhalten sind, z.B.
in sehr reicher Form in der Stiftskirche in Pforzheim für den Markgrafen Ernst
von Baden-Durlach46. Von dem Haslacher Grabmal ist nur die in Stein ausgehauene
Gestalt des Grafen Götz noch erhalten und in der heutigen Pfarrkirche
senkrecht an der Wand aufgestellt, er ist als solcher „der steinerne Mann von
Hasle" geworden (Abb. 19). Das Steinbild ist kulturgeschichtlich wichtig, weil es
Auskunft über die Kleidung fürstlicher Personen der damaligen Zeit gibt47. Dies
dürfte auch der Grund sein, weshalb ein Abguß des Steins in die Sammlung des
Germanischen Museums nach Nürnberg kam.

An der gegenüberliegenden Kirchenschiffwand befindet sich die Grabplatte der
Gemahlin des Grafen Götz, der Gräfin Anna von Montfort, die wenige Monate
vor ihrem Mann gestorben ist und in der Dominikanerkirche in Freiburg beigesetzt

45 Der goldene Winkel soll seinen Namen deshalb erhalten haben, weil das Goldwarengeschäft Eisenmann
(der Goldisemännle) einmal dort seinen Laden hatte, bevor er in die Hauptstraße in den einstigen
Laden des Großvaters und der Großmutter Kaltenbach umzog.

46 Die Abbildung des Grabmals ist enthalten in dem Werk von Hans Rott, Kunst und Künstler am Baden-
Durlacher Hof, Tafel I.

47 Siehe hierüber Wingenroth, a. a. O., S. 599.

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