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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0036
„Im Saal" und andere Saal-Namen*

Von Karl Friedrich Müller

Im folgenden gebe ich den Gedankengang eines Referats wieder, das ich am 10. Oktober
1971 während der Hauptversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden im Rathaussaal
der Stadt Ettenheim hielt über den Ettenheimer Flurnamen Im Saal, den Namen
eines Neubaugebiets am westlichen Stadtrand.

Für die Ettenheimer ist dieser Name unerklärlich, man weiß nichts mit ihm anzufangen;
in der ortsgeschichtlichen Literatur wird er nicht erwähnt; um was für einen Saal (= großer
Raum) soll es sich hier handeln? Keiner ist denkbar, also ein „blöder" Name?

Der Ettenheimer Flurname Im Saal steht nicht einsam da: Kärntens bekannteste Wallfahrtskirche
heißt Maria Saal, etwa 9 km nördlich von Klagenfurt; auf geschichtlich bedeutsamem
Boden; in der Nachbarschaft von Virunum, dem römischen Verwaltungsmittelpunkt
der Provinz Noricum und der keltisch-römischen Bergstadt unbekannten Namens
auf dem Magdalensberg. Maria Saal war kirchlicher Mittelpunkt Kärntens im Frühmittelalter
, 767 der Sitz des Chorbischofs Modestus. Als Baumaterial für die Kirche dienten
Steine aus Virunum; bekannt (auch kunstgeschichtlich) sind die eingemauerten Reliefsteine,
z. B. der römische Reisewagen.

Eine Gruppe Saal-Namen ist im Raum Regensburg zu finden: etwa 5 km östlich von Kel-
heim an der Donau Saal, Obersaal, Untersaal (früher Postsaal), ferner Herrnsaal; 13 km
südöstlich von Kelheim Saalhaupt, davon südwestlich Saladorj. Diese Saal-Orte liegen im
Bereich der wichtigen römischen Festung Regensburg, von römischen Kastellen (Abusina/
Eining, Alkofen, Untersaal) und des Limes, der bei Kloster Weltenburg an der Donau
beginnt.

Unser bekanntester Saal-Name steckt im Namen der Saalburg, des ehemaligen römischen
Kastells im Taunus bei Bad Homburg v. d. Höhe; es sicherte den Paß zwischen dem Main-
und dem Lahngebiet; zwischen 1898 und 1907 wieder aufgebaut; sein römischer Name ist
unbekannt.

Ferner hieß der karolingische Palast in Nieder-Ingelheim der Saal (A. Bach: Dt. Namenkunde
II, § 394, Seite 425).

Die erwähnten Namen dürften alle zum Wort der Sal, lat. = der Salhof, der Herrenhof,
der Fronhof gehören und zu Salland, terra salica = das vom Sal, vom Salhof bewirtschaftete
Land des Königs, der Kirche, der Adligen in der Zeit der Merowinger und Karolinger.

Auch der Ettenheimer Flurname im Saal, der Saal ist hier einzuordnen, wie der männliche
Artikel beweist, und er gehört nicht zum weiblichen Salbe, salewide, Salweide, lat. salix.

Mit meinem Referat hoffe ich den Ettenheimern gezeigt zu haben, daß es sich bei ihrem
Flurnamen und Neubaugebiet im Saal um einen bedeutsamen und nicht alltäglichen Namen
handelt.

* Entnommen aus Heft 2, 16. Jahrgang (1972), S. 54, der Zeitschrift „Der Sprachdienst" mit freundl. Genehmigung
der Gesellschaft für deutsche Sprache, Wiesbaden.

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