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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0046
sehe Bevölkerung, die teilweise nebenberuflich in Offenburg in kleinen Fabrikbetrieben,
bei Post und Eisenbahn ihr Brot zu verdienen gezwungen war. Der „Dörfler" war auf
städtischen Grund und Boden angewiesen, Pachtäcker und Pachtmatten in Anspruch zu
nehmen, die in großer Zahl westlich der alten Stadtgrenze, über der Kinzig lagen. Zu
diesem verhältnismäßig nahe gelegenen und auf lange Zeit gepachteten Grund, den man
wie in Erbpacht genommen ansah, gelangte man über die Bruck, gem. auch Kinzigbruck
geheißen. Die „Bruck" bildete einen festen Bestand im bäuerlichen Leben, sie ist der
Weg zu Acker, Matte, zur Arbeit vom Frühjahr bis ins Spätjahr. Die Bruck lag auch
verkehrsmäßig günstig als der einzige Fahrweg ins „Ried" und weiter in Richtung auf
Straßburg. Nahe an der Bruck führte die Eisenbahnbrücke der Linie Offenburg-Freiburg
über die Kinzig. Ihre Bezeichnung in der Sprache des Dorfes war aber durchaus Brück oder
Eisenbahn/Isebahnbrück. Die Unterscheidung wird deutlich. Die „Brücke" lag außerhalb
des bäuerlichen Lebensbereiches, sie diente nicht dem Verkehr des heimatgebundenen
Menschen, sie blieb irgendwie ein Fremdkörper, und so wurde sie eben Brück genannt.
Wir beobachten den Einfluß amtlicher Sprache, hochdeutscher Schriftsprache gegenüber dem
Fortbestehen der Mundart an zwei Bauwerken über ein und denselben Fluß. Vom Frühjahr
bis zum Spätjahr, von der Zurichtung der Matten und der Äcker bis zum Einbringen
des Heues, der Frucht, der Kartoffeln und der Rüben bediente sich der Sprachgebrauch
eben nur der alten, mundartlich gesicherten Form. Nicht zuletzt aber noch war
die Bruck beliebter Haltepunkt, denn die Wirtschaften nahe bei ihr luden zum Verweilen
ein, zum Vesper, bevor man zum Heimfahren, zur Bewältigung des Stadtbuckels, den Vorspann
nahm.

So war die Bruck im Sprachgebrauch der „Dörfler" durchaus fester lautlicher Besitz.
Ein anderes ist die Verwendung des sachlich nahegelegenen Wortes Steg für die kleinen
Obergänge im Dorf den Talweg entlang. Sie überspannen den Waldbach und führen zu
einzelnen Höfen. Für diese wird durchgängig neben Steg (stä) noch Bruck gesagt.

Die letzten Jahrzehnte haben den sprachlichen Gebrauch beider Wörter vereinheitlicht.
Schule, herandringende Stadt, städtisch gewordenes Leben, das Aufgeben der selbständigen
Landwirtschaft, die Inanspruchnahme der alten Pachtmatten und -äcker für Industrie,
Messegelände und Schulen, die Wandlung des Dorfes zur „Vorstadt", zum „Stadtteil"
haben die Bruck zurückgedrängt.

Die Bedeutung der Flurnamenforschung

Von Karl Friedrich Müller

Flurnamen sind Eigennamen von Teilen einer Gemarkung, von Gewannen, von kleinen
Landschaftsteilen; von Wegen: Altwick, Dietweg, Heerweg, Hochstraße, Rennweg,
Römerstraße; von Wasserläufen: Bäche, Gießen (Altrheinarme), Quellen, Weiher,
Seen, Furten, Fähren (vgl. Klaus Hornung über „Hund" in: ORTENAU 45, 1965,
223—231); von Wald: Hardt, Hart, Holz, Loh; von Geländeformen: Ebene,
Tal, Au, Grund, -tung, Hügel, Buck, Bühl, Halden, Höhen, Schluchten, Klingen, Dobeln,
Hohlwegen, Kinzigen (vgl. K. F. Müller: Die Breisgauer Kinzigen, 1951); sie bezeichnen
Geländemulden: Gummen; die Bodenbeschaffenheit: felsig, steinig,

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