Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0057
und suhten den dechan. Also künde nieman wissen, wer in gefangen hette, oder wer er
kumen were. Und do zogete men wider heym.

Ein Reyse für Windecke. Do nu der dechan alsus gefangen wart und men befant, das er
gein Windecke gefürt was, do zogetent die von Strosburg mit grosser maht für Windecke
und logent dovor 14 tage, wan es verdros die von Strosburg gar sere, das men one iren
wissen und wider ire stette friheit hette einen in der stat gefangen und us der stat gefürt
, derumb woltent sü es mit ungerochen lossen und zogent für die vesten Windecke,
also vor geseit ist, und verhergetent und verbrantent die gegene do umb. doch möchtent
sü der vesten nüt getun. Do wart ein ufslag und ein fride gemäht zwüschent den von
Strosburg und den von Windecke, und zogetent die von Strosburg wider heim.
Zehant ging der krieg wider uf, und mahtent die von Strosburg eine brücke mit schiften
über den Ryn und santent etwie vil gerittens Volkes über Rin uf den von Windecke, und
die verhergetent Bühelertal und was dem von Windecke zuogehorte. do schedigte der
von Windecke die von Strosburg herwiderumb, wo er möhte. do nu dirre krieg vil bi
ein jor gewerte, do wart er verrihtet, und wart dem von Windecke die stat ewikliche
verteilet, und ein schade wart gegen den andern glich ufgehaben. hie zwüschent wart der
dechan geschetzet uf Windecke umb vier tusent gülden und umb 60 üb. d. für den atz und
kam also us der gefengnisse und wart geriht.

donoch trug der dechan ane, das der von Windecke von eime frömeden ritter ouch gefangen
wart und geschetzet umb 2lA tusent gülden, und donoch des von Windecke
renner eime enpfiel ein lieht in dem stalle uf der bürge zuo Windecke, das der stal und
die bürg anegingent und verbrantent, das nütschet uskam denne die lüte. donoch buwete
her Reinhart von Windecke die bürg widerumbe, das sü besser ist denne vor.
Hegel, Chronik des Jakob Twinger von Königshofen (Leipzig 1871) II Bd. S. 805—807.
C1370 November 20.) Die Stadt Straßburg teilt dem Rheinpfalzgrafen Herzog Ruprecht
dem Älteren mit, daß Herr Reinhard von Windecke, Alberlin Widembösch mit etwievil
andern luten an dem dunrestage vor disem nehsten vergangen heiligen crutzesdag (12.
September) bi nacht und bi nebel gelouffen sint frevellich us des von Kyburg des tum-
probstes hof und ouch mit des tumpropstes wißende und willen, der in ouch selber nach-
volgende was, alse er uns selber het geseit, und hant den edeln herrn Johann von Ochsen-

die Feindschaft Reinhards von Windeck gegen den Ochsensteiner. Nach dem Tode des Bischofs Johan-
aes III. war der Domdechant von Ochsenstein mit dem Dompropst Hanemann von Kyburg Mitbewerber
um den Straßburger Bischofsstuhl, den aber keiner der ehrgeizigen Männer besteigen sollte. Nach Kyburgs
Tod (1380) wurde Ochsenstein Dompropst. Nach einem ruhelosen, mit Fehden und Intrigen ausgfüllten
Leber1 fiel der würdelose Mann kämpfend in der Schlacht bei Sempach (1386). Seine Haft auf der Windeck
scheint übrigens nur eine leichte gewesen zu sein, wie das Regest vom 13. Januar 1371 zeigt. Auch hat es
ihm an Trunk und Atzung nicht gefehlt, für die er eine erkleckliche Summe nach seiner Freilassung
erlegen mußte. — Es sei hier noch bemerkt, daß diese mittelalterlichen Domherren keine Priester waren;
sie besaßen nur die Tonsur oder höchstens die niederen Weihen, waren also Halblaicn und eigentlich nur
Pfründnießer. Den üblichen Chordienst ließen sie durch die Vikare versehen und gingen der jagd und
anderm rittermäßigem Sport nach.

Ochsensteins Gegner, der Dompropst Hanemann (Johannes) von Kyburg, mußte die Teilnahme an dem
Handstreich schwer büßen. Er hatte sich in einem Haus verborgen gehalten, wurde aber am dritten Tag
nach der Gefangennahme des Domdechanten vom Ammeister aufgegriffen und mit Zustimmung des Bischofs
in d."n Turm gelegt, worin er zwei Jahre und drei Wochen gefangen saß. Für den Atz während dieser
Zeit mußte er 400 Pfund Pfennig zahlen. Nach einem Ratsdekret vom 23. Dezember 1370 sollte er nicht
eher pus dem Gefängnis entlassen werden, als bis der Dechant zu Windeck ohne alle Schätzung freigegeben
würde.

Vergleiche hierzu Wcncker, Disquisitio de Usburgeris (Argentorati 1698), S. 109—127, wo die einschlägigen
Urkunden und Aktenstücke aus dem Straßburger Stadtarchiv gedruckt sind. Ebenso sind die hierher
gehörigen Urkunden des Karlsruher Archivs von 1370—1375 in der Zeitschrift für die Geschichte des
Oberrheins, Bd. 39, S. 361—375, mitgeteilt. Auch in Justingers Berner Chronik, herausgegeben von Studer
(Bern 1871) wird die Gefangennahme des Straßburgcr Domdechanten kurz erzählt (S. 164), ferner in
Strobels Geschichte des Elsasses II, 354—359. Vgl. auch Röder von Diersburg, Stammtafeln der Röder
aus der Ortenau (Heidelberg 1914), S. 92 f.

55


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0057