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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0067
Zwei Kanzeln in einer Kirche

Von Fritz Laib

Dem Wanderer, der Schiltach von Westen her betritt, fällt gleich die außergewöhnlich
große Kirche auf.

Die alte Kirche stand am gleichen Platz und fiel am 25. April 1833 einer Feuersbrunst
zum Opfer. Genau zehn Jahre später, am 25. April 1843, wurde die heutige
Kirche eingeweiht. Es ist die zweitgrößte Kirche Badens mit einem Fassungsvermögen
bis nahezu 3000 Menschen. Die Baukosten beliefen sich auf 100 000
Gulden. Für die damalige Zeit war das eine ungeheure Summe und drückende
Schuldenlast für das noch kleine Städtchen Schiltach. Die Stadt mußte so viel
Holz schlagen lassen, daß es schon an Raubbau grenzte, ja man erwog sogar,
den ganzen Stadtwald zu versteigern. Zum Glück kam es nicht dazu. Etliche Bauunternehmer
gingen an diesem Projekt zugrunde, und mancher Bürger verließ
Schiltach der hohen Steuerlast wegen. Doch mit viel Fleiß und Geduld des braven
Völkleins nahm auch diese Schuld allmählich ab.

Wennn der Besucher heute das Innere der Kirche betritt, fällt ihm sofort das
Vorhandensein von zwei Kanzeln auf. Die ältere der beiden befindet sich in
großer Höhe hinter dem Altar, zierlich von Bauart und reich vergoldet. Sie ist
aber sehr weit von der Gemeinde entfernt und deshalb ist es eine große Anstrengung
für den Pfarrer, von dort aus seine Worte an die Zuhörer zu richten. Das
aber durfte kein Dauerzustand bleiben.

Einem alten privaten Handschreiben ist zu entnehmen, daß, nachdem 1855 Pfarrer
Honsult, der ein stimmgewaltiger Prediger war, seine Gemeinde verließ, und sein
Nachfolger, Pfarrer Länglin, zwar ein treuer Seelsorger, doch mit einer sehr
schwachen Stimme begabt, sein Amt antrat, die Lage nahezu unhaltbar wurde.
Wer nicht über ein gutes Gehör verfügte, verstand von der hohen Kanzel her
kaum ein Wort. Viele alte Leute, die nicht gut hörten, blieben dem Gottesdienst
fern. Dieser Zustand dauerte drei Jahre, bis plötzlich eine unerwartete Änderung
eintrat.

Es war Sonntag, der 8. August 1858. Bei strahlendem Sonnenschein und unter
feierlichem Geläute aller Glocken fuhren einige prachtvollen Kutschen mit dem
angekündigten großherzoglichen Besuch in Schiltach ein. Der badische Landesvater
Großherzog Friedrich I. und Großherzogin Luise mit Gefolge befanden
sich auf der Durchreise und beehrten Schiltach mit ihrem Besuch. Die hohen Herr-

5 Ortenau 1972

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