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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1972/0122
Ortsliteratur nennt sie meist Frühmesser. Die Stiftungsbriefe reden aber nur von
der ewigen Priesterpfründe und zählen die Meßverpflichtungen auf, die oft erst
nach dem Offertorium der öffentlichen Messe begonnen werden dürfen. Sie sind
also in der überwiegenden Zahl zur Zeit der Stiftung keine Früh-Messen. Nur bei
der St.-Nikolaus-Pfründe in Kappelwindeck, in Reichenbach bei Lahr, in Nußbach
und in Wintersdorf haben wir Anhaltspunkte dafür, daß die Pfründstiftung geschah
, um eine Frühmesse zu erhalten. Da aber immer auch eine Mehrung des
Gottesdienstes in den Stiftungen mitintendiert war und diese Mehrung — besonders
dort, wo nur eine Kaplanei vorhanden war — sinnvoll verwirklicht werden
sollte, wird sich die Kaplanei auch bald als Frühmeßkaplanei realisiert haben.
Betrachtet man die Altäre und deren Patrozinien, so stellt man fest, daß jede
Kaplaneistiftung auf einen ganz bestimmten Altar geschah, der meist neu errichtet
worden war. Die Benefizien werden nach den Altarpatronen benannt. Bei diesen
überwiegt in der Häufigkeit eindeutig Maria (18) vor Katharina (5), Nikolaus (4),
Hl. Kreuz (3) und Erhart (2). Weitere Altarpatrone sind Barbara, Brigida, Dreifaltigkeit
, Drei Könige, Fabian/Sebastian, Hilarius, Maria Magdalena, Michael,
Petrus, Stefan, Sylvester, Urban und Wendelin. Bezeichnend ist die Häufigkeit
des Marienpatroziniums, das an den Orten mit mehreren Kaplaneien meist das
ältere ist. Die ältesten Kaplaneistiftungen waren aber auf einen Nikolaus- und
einen Brigida-Altar lociert.

Fixiert man die Stiftungszeit der Nebenbenefizien, so stammen die beiden ältesten
Stiftungen aus dem 13. Jahrhundert und die jüngste aus dem Jahre 1498. Bei
etwa 40 Kaplaneien läßt sich deren Stiftungszeit annähernd bestimmen. Vor dem
Jahre 1300 sind es drei Kaplaneien. Das 14. Jahrhundert erbringt etwa 26 weitere
Stiftungen, die im 15. Jahrhundert durch 11 neue Fundierungen ergänzt werden
. Somit ist das 14. Jahrhundert das stiftungsfreudigste. In dessen erstem Drittel
können wir acht, im zweiten fünf und im letzten Drittel 13 Stiftungen eruieren.
Dieser Stiftungstrend in der Ortenau fügt sich auch in den des Freiburger Münsters
und der allgemeinen Betrachtung ein163.

Läßt man abschließend die mittelalterlichen Nebenbenefizien an den Pfarrkirchen
der Ortenau nochmals Revue passieren, so überwiegen die Priesterpfründen, gestiftet
zum Seelenheil bestimmter Personen, ohne direkte seelsorgerliche Verbindung
zum Pfarrer und zur Gemeinde. Neben diesen Priesterpfründen, die dann
aber bald im Interesse eines erweiterten Gottesdienst-Angebotes auf dem Land als
Frühmeßgottesdienste ausgeübt wurden, gab es auch in der Ortenau einige Beispiele
von Kaplaneistiftungen, die dem öffentlichen Gottesdienst, der teilweisen
Seelsorge in Filialorten und der Versorgung einer Wallfahrtskirche dienten. In
derselben Intention liegen auch die beiden Burgkaplaneien von Lichtenau und
der Ulenburg, die eruiert werden konnten. Predigerpfründen in Lahr und Offenburg
entstammen in ihrer Entstehungszeit dem Ende des 15. Jahrhunderts, wie
auch die vergleichbare Pfründe in Freiburg1M. Die Stifter der Kaplaneien kom-

163 W. Müller, Mittelalterliche Formen kirchlichen Lebens, S. 148; ders. Die Kaplaneistiftung S. 269/270.

164 W. Müller, Mittelalterliche Formen kirchlichen Lebens, S. 149.

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